Montag, Mai 02, 2005

EISFAHRT NACH PENANG

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 06: 02. Mai






Ein verlängertes Wochenende!

In Singapur gibt es eine tolle Einrichtung! Wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, ist automatisch der Montag ein freier Tag.

Diesmal war ich wieder mit Jasmin unterwegs. Wir hatten uns nach einigem hin und her schließlich spontan für eine Busfahrt nach Penang, Malaysia entschieden.
Wir hatten vor kurzem ein günstiges Package mit Nacht-Busfahrt und einer Hotelübernachtung gebucht.

Freitagabend (wie fast immer) machten wir uns auf den Weg.
Wir trafen uns an der MRT Lavender. Jasmin hatte unsere „Tickets“ geholt. Die Reiseagentur machte totalen Stress, der Bus würde nicht warten und wir hätten noch ein Stück zu laufen.
Das Stück waren vielleicht 100 m und der Bus kam gute 20 min später langsam in Richtung Parkplatz gefahren. Typisch!

Wir stiegen ein und los ging es in Richtung Grenze.
Wieder ein malayischer Stempel im Pass, das ist damit der vierte und es werden sich bestimmt noch einige dazu gesellen.

Da die Busfahrt in Singapur startete, hatten wir das Glück, nicht über den normalen Grenzübergang und uns bei den Massen anstellen zu müssen.
Ab JB hatten wir noch einige Kilometer zurückzulegen, da Penang, die malayische Insel, fast schon an der Grenze zu Thailand liegt.

Die Fahrt würde von 21 Uhr bis 7 Uhr morgens dauern. Was mir in dem Fall aber nicht viel ausmachte, da die Sitze sehr komfortabel waren und wir uns so weit zurücklehnen konnten um bequem schlafen zu können.

Soweit die Theorie.

In der Praxis sah das Ganze so aus: Wir quatschten noch ein bisschen und nachdem alle Lichter ausgingen (hätte ja nicht sein können, dass jemand lesen wollte - Leselampen wurden hier wohl noch nicht erfunden), wollten wir uns auch schlafen legen. Als plötzlich die Klimaanlage anging.

Aber nicht „normal“, wie wir das schon gewohnt waren. Die eiskalte Luft schoss aus dem Gebläse überhalb der Sitze, das man noch nicht mal völlig verschließen konnte. Innerhalb kürzester Zeit war ich total ausgefroren und kramte mein Badetuch von ganz unten aus dem Rucksack hervor. Nach jedem Stopp, bei dem ich ausstieg und sah wie das Kondenswasser in Strömen die Scheiben herunter lief, fragte ich mich, ob ich allen ernstes wieder in diesen Kühlschrank einsteigen sollte. Es hatte definitiv weniger als die normalen 18°C Bürotemperatur.

Zum Glück war ich müde genug die meiste Zeit sehr gut zu schlafen.

Trotzdem waren wir mehr als froh in Penang angekommen zu sein und uns wieder langsam auftauen lassen zu können.

Mit dem Taxi fuhren wir von dem Busbahnhof ins Hotel. Es war in Ordnung aber die angeblichen 4 Sterne hätte es in Deutschland mit Sicherheit nicht bekommen. Als wir unser Zimmer betraten, wurden wir wieder Schockgefrostet.

Die Klimaanlage war auf ganze 14°C eingestellt. Ich korrigiere somit meine Aussage, die Singapurer hätten ein gestörtes Wärme-/Kälteempfinden, was noch nett formuliert war.

Ganz Südost-Asien scheint in der Hinsicht einen Komplettschaden zu haben.

Wir bemühten erstmal die natürliche Heizung und machten die Balkontüren weit auf.

Bei dem Blick auf das nahe gelegene Meer und den Pool, wußten wir, dass es kein Badewochenende werden würde.
Penang ist eine Industrieinsel und auch wenn die Strände ganz nett sein mögen, das Wasser war weniger einladend.

Nach einem ausgiebigen Frühstück studierten wir ziemlich verpeilt von der Busfahrt (mein Gehirn war anscheinend noch nicht ganz aufgetaut) unsere Reiseführer.

Durch die Buspläne stiegen wir nicht ganz durch und wir fragten an einem kleinen Tourschalter, was sie uns denn empfehlen würden.
Nach kurzer Info entschieden wir uns für einen Privatfahrer, der einem für 25 RM (ca. 5 €) pro Stunde über die Insel kutschieren würde und noch dazu als Reiseführer fungieren würde.

Zuerst ging es in Richtung Hafen, wo wir wurden über einen wenig vertrauenserweckenden Steg geschickt wurden.



Warum der Fahrer nicht mitgehen wollte, war ja wohl klar, als wir bei der Hälfte angekommen waren und die Abstände zwischen den Brettern immer größer und die ganze Angelegenheit immer wackeliger wurde.

Aber frei nach dem Motto „Never change a running system“, wurde auch noch munter mit dem Mofa über das Gebilde gebraust oder ein Bollerwagen darüber gezogen. Ich bemühte mich weder dem einen noch dem anderen zu nahe zu kommen.



Angeblich wäre auch noch nie jemand ins Wasser gefallen! Wer’s glaubt.

Anschließend besuchten wir eine Schmetterlingsfarm. Das war ganz toll!


Riesige, kleine, schnelle und gemütliche Falter wechselten sich in einem farbenprächtigen Spiel ab und schwebten von einer Pflanze zur nächsten.


Auch andere Insekten konnten wir bewundern. Es gab große Holzkästen, in denen zwar keine Lebendigen aber deswegen nicht weniger echt aussehende Krabbeltiere ausgestellt wurden. Z.B. die ganze Kakerlakenfamilie von klein bis extrem verboten ekelig!

Auch riesige Spinnen konnten wir bewundern. Einige sollen sich laut Beschreibung sogar von Vögel ernähren!
Nicht nur einmal bekamen wir eine Gänsehaut und ließen die kleine Tierwelt schließlich hinter uns.



Als wir an einem kleinen Gewürzstand ankamen, fühlte ich mir in die Situation einer Kaffeefahrt versetzt. Plötzlich wurden uns allerlei Heilmittel angepriesen und Briefe aus Deutschland von 1989 unter die Nase gehalten, von Leuten, die angeblich noch 100 Packungen von den Wunderfläschchen bestellen wollten.

Der Verkäufer gab sich schließlich damit zufrieden, als wir uns mit begnügten Curry und Kokosplätzchen begnügten, die wirklich ausgezeichnet schmeckten.

Danach zeigte uns unser Führer ein ursprünglich malaiisches Dorf und erzählte uns einiges über das Leben, das die Leute dort führten.




Plötzlich zupfte Jasmin mich am Arm und zeigte nach oben. Mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Im Baum hing eine der riesigen Spinnen, die wir kurz zuvor noch tot und hinter einer Scheibe begutachten konnten.
Real und mit einer fetten Beute (vielleicht ein Vogel?!) wirkte das Ganze doch etwas bedrohlicher und wir machten uns schnell auf weiter zu kommen.



Nach einer weiteren längeren Autofahrt, bei der ich grundsätzlich einschlief – manche Dinge ändern sich eben nie -, kamen wir am Schlangentempel an.



Der Tempel wurde in ein ursprüngliches Stück Wald gebaut, in dem Schlangen lebten. Sie ließen sich nicht verdrängen und belagerten auch das Gebetshaus.
Langsam wird es ihnen aber anscheinend doch zu hecktisch, denn es sind kaum mehr welche dort.





Unser Fahrer wurde irgendwie unruhig und telefonierte ständig. Wir hatten schon das Gefühl, dass es ihm nicht passte, dass er uns noch zum Kok Si Tempel, danach zum Penang Hill fahren, dort absetzen und nicht zum Hotel zurückfahren sollte.

Am Tempel angekommen, ließ er uns schließlich gerade mal eine halbe Stunde, damit wir angeblich auch die nächste Bahn noch erwischen würden.




Wir hetzten also durch die Tempelanlagen und hatten weder Zeit zur riesigen Buddha Statue zu kommen noch um den Kok Si Tempel zu erklimmen.



Ein paar Bilder konnten wir aber noch schießen. Ein gemeinsames Foto musste natürlich sein.
Die nette asiatische Frau, die es für uns schoss, meinte, der Name des Tempels müsse mit drauf, damit wir auch wüssten, wo es aufgenommen wurde.



Wir bedankten uns, drehten uns um und blickten irritiert auf die chinesischen Buchstaben. ALLES KLAR!



Die Zeit drängte. Enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg, beschlossen aber uns am nächsten Tag noch mal hinbringen zu lassen.

Überraschend war ein kleiner Teich in dem dutzende von Schildkröten schwammen, weiter ging es vorbei an unzähligen kleinen Ständen, bei denen uns mehr als einmal nachgerufen wurde:
„Miss, miss, want anyting? - Look, look“


Am Penang Hill hatten wir noch Wartezeit, da die Tickets für die Abfahrt in einer Stunde verkauft wurden. Genial.

Wir machten das Beste daraus, aßen gemütlich Mittag und tranken einen Kaffe.

Die Fahrt hoch fand in einem großen Kasten statt, der auf Schienen langsam hochfuhr. Wer nicht schnell genug war (wie wir) musste sich noch irgendwo ziemlich gezwängt einen Stehplatz suchen.
Auf Hälfte der Strecke stiegen wir in einen anderen Kasten um. Diesmal waren wir zum Glück schneller, da direkt an der Tür und konnten uns setzen.
In Sachen drängeln haben die Asiaten uns einiges voraus und können ziemlich schnell sein, wenn es drauf ankommt!

Endlich oben angekommen, hatte es angenehme 25° C und schöne frische Luft.

Wir sahen uns noch den indischen Tempel und die Moschee von Außen an. Das war aber auch genug des Guten. Wir beschlossen, dass wir uns eine ausgiebige Pause verdient hatten und gönnten uns einen guten frischgepressten Wassermelonen- und Lycheesaft.



In Deutschland würde niemand auf die Idee kommen im Hochsommer irgendwo Sightseeing zu machen. Aber hier bleibt keine Wahl. Warten wir mal bis es Herbst wird… und sie warteten noch heute.

So komme ich mir mittags schon vor, als wäre ich den ganzen Tag unterwegs gewesen.
Dementsprechend anstrengend sind die Touren immer und ich möchte gar nicht zählen, wie oft ich mir eine ausgiebige Dusche gewünscht hätte.

Durch die trübe Sicht (natürlich ist das böse Indonesien an dem Nebel schuld – wie immer) war der Ausblick über Penang leider mehr als dürftig und so machten wir uns wieder auf den Weg nach unten.


Im Hotel bekamen wir die langersehnte Dusche, genossen noch den Sonnenuntergang und machten uns dann auf zum Nightmarket.



Das war ganz toll! Der Markt erinnerte mich eher an einen italienischen. Die Leute waren nur selten aufdringlich und wir konnten uns in Ruhe umschauen.
Wir stöberten nach Herzenslust und handelten ziemlich gute Preise aus.
Es machte Spaß mit den Malaien, da man nie das Gefühl hat völlig über den Tisch gezogen zu werden.

Zwischendurch gönnten wir uns noch ein Glas Saft und aßen eine Kleinigkeit.
Das Essen war wirklich sehr gut!

Danach ging es weiter. Eigentlich wollten wir uns für die Eis-Rückfahrt noch ein Tuch oder irgendetwas Wärmendes mitnehmen. Wir fanden aber nichts passendes und wollten es am nächsten Tag in Georgetown noch mal versuchen.

Erschöpft und glücklich über unsere Schnäppchen, die im Hotelzimmer natürlich noch ausgiebig begutachtet wurden, schliefen wir dann schnell ein, trotz der Abba, Elvis und Beatles Songs, die durch die Wände von den nicht wirklich talentierten Hotelsängern zum Besten gegeben wurden.

Morgens genossen wir noch mal das gute Hotelfrühstück mit frisch gebrutzeltem Omelette, hmmm!

Anschließend "mieteten" wir uns für drei Stunden einen Fahrer und ließen uns wieder zum Kok Si Tempel bringen.




Wir genossen den Anblick der vielen Tempel und ließen uns dann zur riesigen Buddha Statue hochbringen - wieder mit einem seltsamen Kastenzug.
Es war wirklich beeindruckend. Vor allem als wir sahen, dass geplant ist darüber einen noch größeren Tempel zu bauen.





Gedeckt wird das Dach dann mit Gebetziegeln, die man sich vorher unten malen lassen konnte.
Auch die anderen riesigen Statuen, die über der Stadt thronten, waren beeindruckend.



Danach war der Kok Si Tempel zur Besteigung fällig. Natürlich war es wie immer viel zu heiß und mehr als einmal liefen mir Tränen aus den Augen, als ich Fotos schießen wollte.



Die Sonne blendete unglaublich.

Dennoch hatte sich die Mühe gelohnt, der Ausblick war überwältigend und die Sicht heute um einiges besser.




Der Fahrer wartete geduldig auf uns und fuhr uns danach noch zum botanischen Garten. Das besondere war, dass es dort nicht nur Pflanzen sondern auch Affen gab.



Der Park war ganz nett. Aber mittags war es absolut zu heiß für einen gemütlichen Spaziergang und wir kürzten den Weg leicht ab.

Er ist schön und gepflegt, aber der indonesische war doch beeindruckender gewesen.



Der nächste und letzte Punkt auf unserem Programm hieß George Town.



Wir schlenderten durch die Gassen und beschlossen keinen festen Plan zu folgen, sondern einfach das Flair zu genießen und endlich nach einem passenden "Gefrierschutz" zu suchen.



In einem Einkaufzentrum schlugen wir schließlich bei zwei nett aussehenden Wickelröcken zu, setzten uns in ein Café und aßen eine der berühmten Nudelsuppen mit Fleisch.

Wir ließen den Nachmittag damit ausklingen und suchten uns ein Taxi zurück zum Hotel.




Dort machten wir uns "Winterfertig" und ließen uns zum Busbahnhof bringen.
Dann erwartete uns ein großer Schock.

Am morgen war es noch sehr konfus gewesen, da anscheinend alle Busse vor zwei Wochen an ein anderes Terminal umgezogen wurden, auf unserer Bestätigung aber stand, dass der Bus vor der Reiseagentur (an der alten Stelle) abfahren würde.

Schließlich ließen wir uns von Concierge überzeugen, nachdem wir annahmen, dass er es mit der Agentur telefonisch abgestimmt hatte, dass wir abends an das neue Terminal mussten.
Dorthin ließen wir uns fahren und suchten das Büro… natürlich vergeblich.

Ein Malaie nahm sich uns an und lief von Stand zu Stand mit unserer Bestätigung in der Hand. Keiner wusste so recht wohin und wie. Irgendwann liefen vier Leute mit uns mit und ich kam mir langsam vor wie in „Asterix’ Sieg über Cesar“ in dem Haus das Verrückte macht!

Wir hatten noch eine Stunde, bis der Bus fahren würde, von wo aus auch immer!

Irgendwann beschloss der erste Malaie, dass wir zur Agentur müssten und sagte er würde uns für 20 RM fahren. Wir hatten keine Wahl. Aber wohl war mir dabei überhaupt nicht.
Eins war klar, war das nicht die richtige Entscheidung, würden wir es nie rechtzeitig zurück schaffen!

Ich sah uns schon in Penang unter der Brücke schlafen und war stinksauer auf das Hotel und die ganze Organisation. Was dachten sie sich? Wenn sie überhaupt etwas dachten?!
Außerdem wusste ich nicht, ob unserem Fahrer wirklich zu trauen war.

Ich schickte ein Stoßgebet in Richtung Himmel, dass die Agentur wenigstens nicht geschlossen war – da Feiertag.

Schließlich kamen wir entnervt am Reisebüro an und es hatte offen!

Nach weiteren zwei Minuten bangen wussten wir, dass wir hier richtig waren und der Concierge konnte von Glück sprechen, dass er nicht da war.

Wir bedankten uns beim Fahrer und gaben ihm ein gutes Trinkgeld für seine Hilfe.
Er hatte auch gleich wieder Arbeit, da zwei Rucksacktouristen genau das umgekehrte Problem hatte. Sie wurden von ihm wieder zurück ans andere Terminal gebracht.
Wenn er das einen ganzen Abend lang so macht, verdient er nicht schlecht, verpeilt, wie das ganze ablief.

Also ab in den Kühlschrank zurück nach Singapur.

Es war fast noch schlimmer als auf der Herfahrt. Zumal das Pärchen vor uns das Gebläse mit Tempos zustopfte und die eisige Luft somit bei uns doppelt so stark aus unseren Öffnungen schoss.

Früh um 7 Uhr kamen wir schließlich in Singapur an und erlebten den Sonnenaufgang. Es war das erste Mal, dass ich morgens in der Stadt ankam. Es war wundervoll. Die Skyline war in schönes sanftrotes Licht getaucht und alles wirkte friedlich und beruhigend.

Daheim... zumindest bis zur nächsten Reise in ein paar Tagen.

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