Samstag, Juli 02, 2005

HALBZEIT IN SINGAPUR

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 08: 02. Juli




Die zweite Hälfte meines Informationsjahres bricht an. Höchste Zeit mich wieder zu melden. Erst einmal ein großes SORRY-LAH, da es etwas gedauert hat, bis wieder einige Zeilen von mir kommen.

Somit wäre ich auch bei meinem ersten Thema, einer schlechten Singapurschen Angewohnheit: Das Singlish

Das Singlish ist mit Sicherheit eine der nervigsten Sprachen, die es überhaupt gibt und wenn man sie denn überhaupt als solche bezeichnen möchte.

Obwohl Englisch die Sprache ist, ohne die in Singapur nichts geht.

Singlish ist ein fröhlicher Mix aus Englisch, Chinesisch, Malaiisch und dem allseits beliebten LAH, das an fast jedes Wort angehängt wird.

Mittlerweile hört es sich für mich nach einer Kindersprache an.

CAN NOOOOTLAAHHHHH!

OKAY - LAAAHHH!

THEY NEVER DO-LAH! (wobei „never“ an dieser Stelle nicht unbedingt „nie“ heißt)

YE - LAH („Yes“ ohne s und dafür ein LAH mit angehängt)

DUI-LAAAHHH ist mein Lieblingsbeispiel. Dui heißt wohl auf Chinesisch so viel wie „richtig, korrekt“. Aber an dieses Dui wird trotzdem noch das „lah“ angehängt.

Genauso verhält es sich mit MEJO - LAHHH,(MEJO bedeutet so viel wie geht nicht, gibt’s nicht).

Keiner kann mir bis jetzt erklären, woher dieses seltsame „lah“ eigentlich stammt.

Ein Singapurscher Kollege meinte es würde das Formelle aus dem Satz nehmen?!

Na ja, mir fällt jedenfalls auf, wenn mal so richtig Trubel im Büro herrscht, höre ich nur noch LAHs.

Das wirklich schlimme am Singlish sind aber die Tonlagen in die urplötzlich gewechselt wird. Wenn aus dem ruhigen englischen Worten plötzlich singlisches „Gekreische“ wird, weiß man, dass irgendetwas nicht stimmt. ;-)

Das ist schon oftmals ein Grund aus der Stadt zu verschwinden, wobei es nicht bedeutet, dass andere asiatische Länder besser englisch sprechen, eher im Gegenteil, aber zumindest ist es wieder mal ein etwas anderer Akzent, den man hört.

Ende Mai hatten wir ein langes Wochenende, das ich mit einer anderen Praktikantin in Sibu, einer malaysischen Insel verbracht habe. Wir hatten uns es richtig gut gehen lassen, viel gelesen, waren Schnorcheln und einfach nur faul am traumhaften Strand rum gelegen. Es war Urlaubsfeeling pur!



Mit dem Wetter hatten wir auch Glück. Wir hatten erst drei Tage vorher gebucht und waren sehr froh, dass überhaupt noch ein Plätzchen für uns frei war. Haben aber dennoch gezögert, da in Singapur nur Regenwetter herrschte. Bis auf einem kurzen Schauer blieben wir aber verschont.



Wir lernten auch dort Singapurer kennen. Eigentlich bestand die gesamte kleine Insel nur aus singapurschen Touristen. Wir waren so ziemlich die einzigen Westler.

Die meisten bekamen wir nach der Fährfahrt allerdings nur noch beim Essen zu Gesicht, da sie fast nicht aus dem Bungalow kamen. Ist ja so heiß draußen!

Unsere jüngeren Nachbarn fragten uns auch, welche Filme wir uns denn schon angeschaut hätten und machten große Augen, als wir meinten: „Keinen!“

Fernsehen auf Sibu sei ja viel entspannender als in Singapur.



Also soviel zum Thema unterschiedliche Ansichten eines Insel-Strand Urlaubs zwischen Europäern und Singapurern. ;-)

Die nächsten drei Wochenenden bin ich in Singapur geblieben und habe mir zusammen mit anderen einige interessante Sachen hier angeschaut. Die Gefahr besteht schon zwar ganz Südostasien bereist zu haben, aber von „meiner“ Stadt/ Land das wenigste gesehen zu haben.

Vor allem gibt es in Singapur auch einiges anzusehen, im Gegensatz zur allgemeinen Meinung.

Zuerst waren wir im TigerBalm Garten. TigerBalm ist in Asien das Allheilmittel. Es hilft wunderbar gegen Schnakenstiche aber auch bei Sonnenbrand, Muskelzerrungen und sogar Erkältungen!

Dieser Salbe wurde in Singapur ein ganzer Garten gewidmet. Eine weitläufige, irgendwie seltsam eigenwillige Anlage, aber durchaus sehenswert.



Es sind viele chinesische Figuren und Tiere dargestellt, die Sagen und Legenden beschreiben.





Immer wieder zwischendurch natürlich auch der Tiger.

Das ganze streckt sich doch relativ weit und verwinkelt und ist eingebettet zwischen Palmen und Bäumen.

Zwischendrin, vor einer Pagode hat sich auch noch die Freiheitsstatue aus NY eingeschlichen! Was die da zu suchen hatte?! ;-)



Die Hartplastikfiguren waren teils sehr lustig und farbenfroh.

Wir kamen dann zu den 10 „Courts of Hell“.

In einer künstlich gebauten Höhle wurden die ursprüngliche chinesische Vorstellung von der Hölle nachgestellt. Sie unterscheidet sich wenig von der christlichen.

Der Richter sitzt hinter seinem Schreibtisch und verurteilt die armen Seelen.


Bei einigen Nachbildungen hatte ich auch tatsächlich ein flaues Gefühl in der Magengegend.

An einem schönen Samstagnachmittag nahm ich mir mal den Raffles Place und Chinatown vor. Nachdem ich tags zuvor meinen Reisepass bei der deutschen Botschaft beantragt habe (ich will ja schließlich im Herbst auch noch Reisen, was mit meinem momentanen Pass und der 6monatsregel einfach nicht hinhaut) und zum ersten mal im Financial District war, war klar, dass ich da noch mal mit Photo hin muss!

Es war ein richtig schöner Spaziergang und nett wieder ein paar andere, neue Ecken von Singapur zu sehen. Da sich bei mir mittlerweile schon die Routine eingespielt hat und ich mich oft an den gleichen Stellen befinde.



Chinatown in Singapur ist wirklich anders als in anderen Städten, da es einfach, wie die gesamte Stadt sehr, sehr sauber ist.

Singapur ist verglichen mit dem Rest Südostasiens wirklich sonderbar. Es ist sehr künstlich und auch ein Stück weit unnatürlich. Eben ein „Kinderparadies“. Das wird es für mich auch bleiben. Ich meine das auch keineswegs negativ. Es ist nach jeder Reise schön wieder zurückzukommen. Aber eben auch wichtig die Wirklichkeit wieder zu erleben.

Ein weiterer schöner Sonntagsausflug war die Fahrt in den Westen der Stadt.
Morgens besuchten wir das Singapore Science Center, das physikalische Naturgesetze, Anatomie und technische Geschichte besonders auch Schülern näher bringen soll.



Es ist sehr nett und interessant gestaltet. Angeschlossen daran ist auch ein großes IMAX Kino, in dem wir den Film "Mystic India" auf der Kuppelleinwand sahen. Ein toller Film mit interessanter Geschichte und Wahnsinns Naturaufnahmen.

Danach ging es weiter zum Chinese Garden. Eine schöne gepflegte Anlage, in der der Bonsai Garden zu finden ist.


Viele Bonsais, klein, groß in unterschiedlichsten Formen geschnitten säumen die Höfe.



Wenn man schließlich die Brücke überquert finden sich noch chinesischen Figuren und alle Tiere des chinesischen Horoskops, einmal als Halter der Sitzgelegenheit der Bank und schließlich als große weiße Steinfiguren.

Völlig erschöpft traten wir den Rückweg an.
Etwas spitz ausgedrückt fühle ich mich beim Outdoor Sightseeing in Asien wie ein gefrorenes Eis, das in den Backofen geworfen wird und diesen auch noch erkunden soll. ;-)


Zum Schluss noch 6 Auffälligkeiten aus dem Büroalltag:

1. Die Klimaanlage ist meistens nicht nur zu kalt sondern auch sehr laut

2. Singapurer halten nicht viel von Warten. Wenn man noch mit jemand anderen spricht wird das Gespräch trotzdem unterbrochen. Das lauteste Organ gewinnt in diesem Fall.

3. Zustimmung wird durch starkes Kopfnicken und einem lauten langen „AHHHHHHHAAAAHHHH!“ zum Ausdruck gebracht.

4. Reden mit Essen im Mund am Schreibtisch ist OK, solange der Inhalt dort bleibt, wo er hin gehört.

5. Die Arbeit ist sehr wichtig, deswegen wird auch bis spät in die Nacht im Büro geblieben, wobei die Quantität eher im Vordergrund steht.

6. Fast alle singapurschen Frauen arbeiten. Meist kümmern sich die Großeltern um ihre Enkel.


Und 6 Auffälligkeiten im Alltagsleben:

1. Es ist absolut unüblich vor der Hochzeit von den Eltern auszuziehen.

2. In Singapur laufen fast alle mit den „zehenspalter“ Schuhen herum, was ich absolut nicht nachvollziehen kann.

3. Singapurern ist es selten möglich schnell zu laufen. Sie haben einen schlürfenden Schritt, bei dem sie die Füße nie richtig vom Boden heben, was u.a. an den Schuhen liegt.

4. Der Weg aus manchen MRT Stationen ist mit einer Stange getrennt. Die eine Seite ist der Ausgang, die andere der Eingang. Einbahnstraßen Prinzip!

5. Die Singapurer unterscheiden das Essen in „Cooling“ und „Heating“.

6. Die Wahlen in Singapur sind nur pro forma, da immer die gleiche Partei gewählt wird.

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