Montag, Juli 11, 2005

ASIEN OHNE "LIGHT"

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 10: 11. Juli



Am ersten Juli Sonntag kam mein ehemaliger Arbeitskollege Daniel in Singapur an und wir haben bereits am ersten Tag einiges von Singapur gesehen. Orchard Road, Esplanade (Theatre on the bay) bis zum Financial District und schließlich noch Plaza Singapura und Little India.

Ich wohne quasi direkt vor Little India, war aber noch nie an einem Sonntag dort, zum Glück! Es war dermaßen voll und eigentlich waren nur Männer unterwegs. Bei unserem kleinen Rundgang tauchte wirklich nur hin und wieder eine Frau auf… alleine wäre es doch etwas unangenehm gewesen.

Schließlich ging es am Freitag los. Vier Tage kein Büro, das war wirklich mal eine Abwechslung.
Wir saßen im Terminal und warteten auf unser Flugzeug das uns nach Jakarta bringen sollte und gerade erst gelandet war. Gemächlich wurden die Koffer der Passagiere ausgepackt, nur keine Hetze, wozu auch?

Etwas verunsichert lugten wir immer wieder auf die Zeiger der Uhr, die schon verdächtig weit nach vorne gerückt waren. Als wir endlich abhoben und schließlich nach eineinhalb Stunden in Jakarta gelandet waren, hatten wir eine gute Stunde Verspätung, was genau der Zeit entsprach, die wir dort hatten um umzusteigen.

Also aus dem Flugzeug gejoggt, ein paar Leute halb herumgerannt und nix wie hin zum Visa lösen. Daniel und ich hatten dummerweise keine US $ dabei. Ich wusste ja, dass man mit Kreditkarte zahlen konnte. Was mir damals bei der Einreise nach Jakarta jedoch nicht gefehlt hat, war die Zeit, die unerbittlich rann. Keiner von uns hatte Lust noch mal eine Nacht hier zu verbringen. Ich rannte also los zu Jasmin und Stefan, die schlauerweise in bar gezahlt hatten, als Daniel mich noch mal zurückbeorderte. Die nette Dame am Schalter hatte Probleme den Apparat zu bedienen und nach einem kleinen Disput bekamen wir das Ganze hin. Also wieder zurück gerannt, hieß die nächste Hürde: Immigration Schalter. Und das bedeutet erneut viel Geduld.

Danach hatten wir glücklicherweise einen netten Angestellten, der uns durch die Gänge zum nationalen Flughafen lotste und zum Gate sind wir nur noch gerannt.

Völlig außer Puste saßen wir dann im Flugzeug und warteten bestimmt noch gute 10 Minuten auf die nächsten Reisenden aus unserem Flieger, die eher gemächlich ankamen und die wir, wie ich mich erinnere, bereits nach dem Ausstieg bereits im Sauseschritt überholt hatten…

Jedenfalls waren wir zwar einigermaßen KO, aber glücklich und zufrieden Jakarta wieder hinter uns lassen zu können.

Auf zur namensverwandten Stadt „Yogyakarta“. Ein eher kleines Städtchen, das ebenfalls auf Java, eine Flugstunde von der Hauptstadt Indonesiens entfernt, liegt und nach Bali die meisten Touristen auf den Inselstaat lockt.

Das hat zwei gute Gründe und die heißen Prambanan und Borobudur. Zwei Weltkulturerbe in unmittelbarer Nähe der Stadt.

Am Flughafen angekommen, befand Daniel, dass wir uns jetzt in Asien wären, ohne „light“. Singapur wird auf Grund seiner sehr westlichen Einflüsse als Einstieg für Asien Unerfahrene empfohlen und als Asien „light“ bezeichnet.

Die Fahrt zum Hotel ließ schon einen kleinen Einblick in das Leben zu und es war viel versprechend.
Ebenso wie die Einfahrt des Hyatt Regency, das für die nächsten drei Tage unser zu Hause sein sollte. Die Begeisterung wuchs mit jedem Schritt und wurde bis zum Schluss eher noch gesteigert.

Wir wurden mit Erfrischungstüchern empfangen, in einer sehr schönen luxuriösen Lobby, die Zimmer waren hervorragend, vom Frühstücksbuffet gar nicht zu sprechen. Am beeindruckendsten war aber wohl immer noch der Außenbereich, mit Golfplatz, riesiger Gartenanlage und einem Pool, in dem man wirklich eine „Runde“ schwimmen konnte. Er verfügte über mehrere Brücken, einem Wasserfall und sogar einer Rutsche, die in einem Tempel aus Lavasteinen begann. Am diesem Pool trank ich einen unglaublich guten Cappuccino (leide hier schon unter Entzug), der mit einer echten Zimtstange serviert wurde... Hmmm...



Schade, dass wir zu wenig Zeit zum Wellness hatten, eine Woche hätte ich mit Freuden im Hotel bleiben können.

Aber schließlich hatten wir einiges an Sightseeing geplant. Also auf in die Stadt. Wir schlenderten die
Hauptstraße entlang an den Märkten und kleinen Läden.



Viele lachende, freundliche Leuten trafen wir auf unserem Weg un
d obwohl heilloses Chaos zu
herrschen schien, war es eine tolle Atmosphäre. Auf den Straßen tummelten sich neben neuen Autos auch Pferdekutschen und Fahrrad-Rikschas, die ihre besten Tage längst hinter sich hatten und viele, unzählige Mofas.



Wie und was man darauf befördern konnte war ein echtes Schauspiel und ich staunte nicht schlecht, als sich die Damen mit Röcke sozusagen im Damensitz mit beiden Beinen in eine Richtung auf der Rückbank hielten oder zwei kleine Kinder zwischen den beiden Eltern Platz fanden.



Man stelle sich dieses Bild in Deutschland vor... oder besser nicht.

Schon nach kurzer Zeit wurde ich von zwei netten Mädels angesprochen und wurde mit jeder der beiden fotografiert. Das war ein Phänomen, das uns in der nächsten Zeit und sehr häufig wiederholen sollte. Wir kamen nicht nur hin um Sehenswürdigkeiten zu betrachten, sondern wurden plötzlich selbst zu einer. Mit großen Augen wurden wir betrachtet. Ich möchte gar nicht wissen, in wie vielen indonesischen Fotoalben jetzt bereits ein Bild von mir klebt.

Nach dem Weg vorbei an einem Denkmal kamen wir schließlich am Sultanspalast an, der ganz nett anzusehen war, aber verglichen mit anderen Bauwerken eher weniger spektakulär. Wir hatten aber Glück, eine Führung von einem äußerst zuvorkommenden Yogyakartaner zu bekommen, der uns anschließend noch eine Batik Herstellung empfahl. Der kleine Laden hatte erstaunlich viel Auswahl und wir hatten erneut Glück, da es nur zwei Tage in der Woche und nur vormittags offen hatte. Dort übten sich Studenten aber auch Werke von Meistern waren zu finden.



Begeistert von der Kunst und natürlich den Preisen wurde dementsprechend zugeschlagen.
Doch die Zeit drängte. Für unser erstes Weltkulturerbe, den Prambanan hatten wir für den Nachmittag eine Tour mit deutschsprachiger Reiseleitung gebucht.

Also nichts wie hin. Schon von weitem spitzten die hohen Türme durch die Häuser.



Der Anblick, als wir schließlich davor standen war wirklich atemberaubend. Unsere Führerin berichtete uns einiges zum Bauwerk.



Der Prambanan ist eine der bedeutendsten hinduistischen Tempelanlagen und die größte Indonesiens. Sie wurde um das Jahr 850 n. Chr. errichtet, allerdings kurz nach Fertigstellung verlassen und begann allmählich zu zerfallen.



Der Wiederaufbau fand erst im 20. Jahrhundert statt und ist bis jetzt noch nicht abgeschlossen. Viele Steine liegen noch herum und warten darauf zusammengesetzt zu werden. Die Arbeit würde ich wirklich nicht machen wollen, alle Achtung!


Das Hauptgebäude ist 47 Meter hoch. Die drei Haupttempel sind den Göttern Shiva (der Zerstörer), Vishnu (der Bewahrer) und Brahma (der Schöpfer) geweiht, die jeweils als Statuen dargestellt sind.

Seit 1991 wurde der Prambanan als Weltkulturerbe anerkannt.

Als wir unseren Rundgang beendet hatten, wurde es langsam dunkel.
Nach ein paar Minuten des Wartens auf einen tollen Sonnenuntergang, spielten uns die vielen Wolken allerdings einen Streich. Egal, ein atemberaubender Anblick war es auch so gewesen.



Wir ließen den Abend mit einem gemeinsamen Essen und anschließenden Spaziergang im Garten ausklingen.


Am nächsten Tag hieß es nämlich sehr früh raus aus den Federn und zum Highlight unserer Tour, dem Borobudur bei Sonnenaufgang.

Um 4:30 Uhr verließen wir das Hotel und mit schöner Vorfreude war ich zu aufgekratzt um bei der einstündigen Fahrt ein Auge zu zubekommen.
Es dämmerte schon allmählich, als wir den Tempel schließlich zu Gesicht bekamen.


Wir erklommen das Bauwerk im Sauseschritt und verschafften uns einen ersten Eindruck von dem, was uns erwarten würde. Es war ein toller Anblick.


Diesmal war uns das Wetter hold. Nebel zog über das Tal und der rauchende Vulkan mit der dahinter wolkenlos aufgehenden Sonne bot einen faszinierenden Hintergrund für die unglaubliche Kulisse dieses Naturschauspiels. Selbst fremdländische Musik erklang aus einiger Ferne.


Nachdem die Sonne sich direkt über dem Bergrücken erhob, strömten auch die Besucher auf den Tempel, nachdem die offizielle Öffnungszeit begann.



Wir begannen unseren Rundgang.



Der Borobudur ist eines der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens und das höchste Symbol des Buddhismus. Er wurde ca. 800 n. Chr. erbaut und stellte über eineinhalb Jahrhunderte das geistliche Zentrum des Buddhismus in Java dar.


Erst im 20. Jahrhundert wurde er wiederaufgebaut, nachdem er über die Zeit von Erdbeben völlig zusammengebrochen worden war.

Es ist ein faszinierendes Bauwerk mit mystischer Ausstrahlung. Wie auch zuvor der Prambanan lieferte er einen Augenblick einer vollkommen fremden, ursprünglichen Zeit.


Nach erneuten paparazziartigen Fotoaufnahmen, die jetzt von uns existieren, machten wir uns auf den Rückweg.


Ach ja, ein bißchen Spaß musste natürlich sein. ;-)



Im Hotel gönnten wir uns erstmal eine Ruhepause, natürlich auch am Pool und zogen erst nachmittags wieder in Richtung Stadt.



Eine Station war der Vogelmarkt, der doch etwas anders aussah, als der in Hong Kong.



Schon als wir in die Straße einbogen, erwarteten uns wohlgemerkt offene Käfige in denen sich Kakerlaken befanden und Teller auf denen große Ameisen spazierten. Futter für die Vögel also.
Richtig sauber war es auch nicht und Daniel verabschiedete sich doch etwas schneller, um sich nicht „Pest und Cholera“ zu holen.


Schlecht staunte ich auch nicht, als plötzlich Barbie Hühner meinen Weg kreuzten (rosa gefleckt!). Wenig später am Ausgang erfuhren wir des Rätsels Lösung, als ein Fahrrad voll bepackt mit verschieden farbigen Küken am Gehsteig stand. Mal eine Abwechslung zu unseren Ostereiern, aber Spaß beiseite, das ist eine wirkliche Tierquälerei!



Nach einem Bummel durch die Straßen, hatten wir anschließend die Möglichkeit einem authentischem Schattenfiguren-Theater zu folgen.



Es war wirklich interessant, wie so etwas gemacht wurde.
Dennoch, nach einer Stunde, mit der doch gewöhnungsbedürftigen Musik und nur indonesischem Text (ohne Untertitel) war der Kultur dann doch genüge getan.



Wir verabschiedeten uns aus Yogyakarta und obwohl es noch so viele schöne Flecken auf der Erde zu besichtigen gibt, weiß ich nicht, ob es zum letzten Mal war.

Dieser Ausflug war einer der schönsten in diesem Jahr und lieferte Erinnerungen, die vermutlich nie ganz verblassen.

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