Freitag, Mai 13, 2005

ÜBER DEN DÄCHERN DER "STADT DER ENGEL"

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 07: 13. Mai



Eine Arbeitswoche in Singapur ging zu Ende. Freitagabend verließ ich pünktlich um halb sechs meinen Schreibtisch und ging zu meinem Apartment um meine letzten Sachen zu packen. Wie immer genügten mir ein Rucksack und meine Stofftasche, die ich damals in Balingen erstanden habe und die mich seither auf fast allen Reisen begleitet.

Ich machte mich auf, um wieder die Stadt oder sollte ich sagen das Land zu verlassen.

Diesmal sollte uns der Flug SK 973 an unser Ziel bringen.

Es war eine spontane Aktion gewesen. Beim Mittagessen besprochen und Nachmittag hatten wir das Package bereits gebucht.

Der Linienflug mit Scandinavian Airlines verließ Singapur pünktlich. Ich versuchte etwas zu schlafen, da das in der letzten Woche zu kurz gekommen war.

Stattdessen dachte ich über die nächsten zwei Tage nach. Was würde uns erwarten? Ich hatte widersprüchliches über die Stadt gehört.

Sätze wie, „Pass auf dich auf.“, „Sei vorsichtig“, „Da wäre ich auch gern mitgegangen.“, „Es ist sehr beeindruckend“ gehörten dazu.

Ich selbst hatte nur eine blasse Vorstellung. Ich ließ mich überraschen.

Bangkok - Krung Thep, die „Stadt der Engel“

Das ist nur die Kurzform des Namens, ausgeschrieben lautet er folgendermaßen:



Krungthep mahanakhon bowon rattanakosin mahintara ayutthaya mahadilok phopnopparat rajathani burirom udomrajaniwet mahasathan amornphimarn avatarnsathir sakkathatitaya visnukamprasit

Stadt der Engel, große Stadt und Wohnsitz des Smaragdbuddhas, uneinnehmbare Stadt des Gottes Indra, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit neun wertvollen Edelsteinen, reich an gewaltigen königlichen Palästen die dem himmlischen Heim des wiedergeborenen Gottes gleichen, Stadt, die von Indra geschenkt und von Vishnukarm gebaut wurde


Und ist damit der längste Ortsname der Welt. Hat aber leider keinen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde, da nicht mehr im Gebrauch.

Kleine Anmerkung meinerseits: man kann es auch übertreiben! ;-)

Nach unserem Aufenthalt in Phuket bin ich sehr neugierig auf Thailand geworden und freute mich umso mehr drauf der Hauptstadt einen Besuch abstatten zu können.

Wir erreichten Bangkok um 23 Uhr Ortszeit und fuhren mit dem Taxi in unser zentral gelegenes, einladend aussehendes Hotel.

Schnell waren wir fertig gemacht um Thailands Nachtleben zu erkunden! Mit dem Taxi fuhren wir in eine Bar, die auf dem Dach eines Hotels einen tollen Ausblick über Bangkok bieten sollte.
Als wir um halb zwei dort ankamen sahen uns alle nur mit großen Augen an. Nach eins liefe hier, obwohl acht Millionen Einwohner Stadt, wohl nicht mehr viel.
Etwas enttäuscht fuhren wir zurück und schliefen uns für den nächsten Tag aus.
Ausschlafen heißt in dem Fall vier Stunden. Aber immerhin.

Es war UNGLAUBLICH heiß. Schon als wir aufstanden und den kurzen Weg über den Hof zum Frühstücksbuffet machten, kam uns die Hitze wie eine Wand entgegen. Es sollte schlimmer werden. Für diesen Tag waren 38°C bei strahlendem Sonnenschein gemeldet. Wie sollte es auch anders sein? Natürlich stimmte der Wetterbericht gerade dieses Mal viel zu gut!

Nach gemütlichem Frühstück ließen wir uns mit dem Taxi gleich zum Grand Palace fahren, der bekanntesten Sehenswürdigkeit Bangkoks.



Er wurde 1782 fertig gestellt und dient sowohl als Königliche Residenz als auch als Unterbringung vieler Regierungsbüros und beinhaltet den Tempel Wat Phra Kaeo in dem der Smaragd Buddha verehrt wird. Der ist übrigens aus Jade hergestellt. Keine Ahnung woher er seinen Namen hat.


Was ich weiß ist, dass es eine echte Herausforderung ist ein Bild von ihm zu machen. Die Bodyguards passen nämlich wie Schießhunde auf und wenn man seinem Fotoapparat auch nur zu nahe kommt, wird man recht unsanft zurechtgewiesen.


Typisch war natürlich, dass in der Mitte des Raumes eine fette Videokamera stand! Alles klar!
Der Tempel war dafür gut gefüllt, denn diesem Buddha werden magische Kräfte zugesagt. So soll er dem, der ihn besitzt Wohlstand bringen und außerdem Krankheiten fernhalten.

Zu drei Anlässen werden der gut einem halben Meter großen Statue die Kleider vom König höchstpersönlich in einer feierlichen Zeremonie gewechselt. Wann? Na, zu den drei Jahreszeiten natürlich, Sommer, Winter und Regenzeit!

Der Legende nach soll der Smaragd Buddha im Auftrag eines indischen Mönches von Göttern und Berggeistern erschaffen worden sein. Erst Jahrhunderte später kam er auf abenteuerlichen Reisen nach Thailand.

Besonders beeindruckend oder aufregend fand ich die kleine Figur aber nicht. Die riesige Anlage hingegen faszinierte mich vom ersten Moment an.


WAHNSINN! Ein Tempel nach dem anderen, groß, vergoldet, bunt, mit vielen Türmen und Spitzdächern, Säulen und farbefroh verziert. Mittendrin immer wieder Figuren und Statuen, manche mit echt grimmigem Gesichtsausdruck andere sahen eher kauzig oder hinterlistig aus.


An der Rückseite des Royal Pantheon gab es eine Miniaturbaute von einer Tempelanlage in Angkor, Kambodscha. Damit wäre dann eines meiner nächsten Reiseziele auch schon festgelegt! ;-)



Wir setzten unseren Spaziergang bei den Mördertemperaturen fort und ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus.



Weiter ging es danach zum Wat Pho, in der der Lying Buddha zu bestaunen ist. Der war wiederum auch wirklich beeindruckend. Eine riesige goldene Buddha Statue. So groß, dass ich drei Bilder schießen und erst nachher am PC zusammensetzen musste um ihn in voller Gestalt auf der Linse zu haben!




Bevor man einen Tempel betritt, muss man sich ja die Schuhe ausziehen, soweit klar. Dass es manchmal auch Verwirrungen gibt, wo die einigen zu finden sind, muss ich nicht weiter betonen.
Was aber wirklich seltsam war ist, dass es zwei Regale gab, in denen man die Schuhe abstellen konnte. Eins für Touris und eins für die Einheimischen. Alex hatte eine ganz eigene Vermutung: Dass die Diebe auch wüssten, von wem sie die Schlappen klauten. Keine Ahnung ob das stimmen kann?!




Bin mal gespannt, ob ich im Laufe meines Aufenthaltes in Südost Asien noch einige Rätsel löse.

Es gibt noch ein weiteres: Warum werden den armen Katzen hier die Schwänze abgeschnitten? Da gibt es echt wilde Geschichten, das kann ich euch sagen! Komme mir manchmal vor wie in der Sendung X-Faktor, nur ohne Auflösung am Ende.
Wenn ich mal vernünftige Antworten habe, werde ich sie natürlich sofort mitteilen!

Aber zurück zur Tempelanlage. An einem kleinen Stand kauften wir uns Postkarten und mein Blick bleib an einem Ständer mit besonderen Schirmen hängen.
Es waren diese asiatischen hölzernen Sonnenschirme, die man aus den Filmen und von Fotos kennt und deren feines Papier ein Geräusch von sich gibt, das sagt:
„Ich werde es nicht bis nach Deutschland schaffen, wenn du Glück hast, überlebe ich bis Singapur!“.


Aber für nicht mal 2 € konnte ich da natürlich nicht widerstehen. Eignet sich auch hervorragend zur Wohnungsdekoration. Daheim musste ich allerdings feststellen, dass er noch dermaßen streng nach Farbe roch, dass ich ihn erstmal auf den Balkon verbannen musste, wo er bis jetzt verweilt. Ich gebe ihm noch eine Woche, dann ersticke ich vielleicht zumindest nicht mehr an den giftigen Dämpfen. ;-)




Nach den ganzen Tempeln war es dann aber auch vorerst gut mit der Kultur und wir widmeten uns ausgiebig den weltlichen Freuden des Lebens. Shoppen bis zum Umfallen! Zu unschlagbaren Preisen, nach manchmal auch etwas längeren Verhandlungen.


Manchmal musste ich hinterher trotzdem schmunzeln, nachdem es halt teilweise grad mal um 10 Baht hin und her ging, was ca. 20 Eurocent ausmacht.
Aber egal, es hat wie immer viel Spaß gemacht!
Zu der belebten Einkaufsstraße, in der fast nur Touristen unterwegs waren, kamen wir nicht im Taxi, sondern im Tuk-Tuk.



Ein kleiner Exkurs für alle, die noch nicht in Asien waren.
Ein Tuk-Tuk ist eine Art Cabrio Taxi. Allerdings etwas abenteuerlicher. Das Gefährt erinnert eher an ein Mofa mit daran befestigter Kutsche. Zu zweit ist es da schon ganz kuschelig, zu dritt wird’s knapp, aber wir kaperten die kleine Sitzbank mutig mit vier Personen!



Wenn der Fahrer mit Mundschutz bewaffnet (erinnerte mich immer an Michael Jackson oder die Schwarzwaldklinik, wie war das noch gleich „Die nächste Generation“? ;-))) dann richtig Gas gibt und sich mit dir zusammen in das Bangkoksche Verkehrsgetümmel stürzt, fragst du dich, ob du nicht vorher noch einigen Leuten Adieu hättest sagen sollen.



Es war aufregend und irgendwie hatte ich das Gefühl dem Leben (vielleicht aber auch dem Gegenteil?! ;-)) näher zu sein, die Eindrücke viel intensiver wahrzunehmen als im klimatisierten Taxi (-> fast schon langweilig!).




Der „Temple of Dawn“ (Tempel der Morgenröte) stand als nächstes auf dem Programm.



Leider war grad kein Sonnenaufgang, zu dem er wohl einen wunderschönen Anblick bieten muss. Eher das Gegenteil, langsam zogen Wolken auf und es wurde dunkel, als wir die Anlage durchquerten. Ein paar buddhistische Mönche kreuzten unseren Weg, ansonsten trafen wir dort nur wenige Touristen.



Danach waren wir erst mal geschafft und starteten den Rückweg zum Hotel. Es schien eine aufregende Fahrt im Taxi gewesen zu sein.
Zumindest was dem Gesichtsausdruck und Erzählungen Alex’ zu entnehmen war, der das Glück hatte neben dem Fahrer zu sitzen.
Ich bekam von dem Ganzen natürlich nichts mit.
Die beiden Herren konnten sich absolut nicht erklären, wie wir hatten einnicken und nicht mehr aufwachen können. Ein gesunder Schlaf ist eben echt viel Wert!

Nach kurzem Aufenthalt (stylen für den Abend) im Hotel ging es wieder weiter…

Vier Europäer, sesshaft in Singapur, in Bangkok auf der Suche nach Essen!

So oder so ähnlich könnte die Überschrift für die folgende Aktion lauten.

Wir wollten es diesen Abend unbedingt in die Moon Bar. Als wir aber die Preise für das Essen dort sahen, überlegten wir es uns doch anders, zumindest bis wir etwas im Magen hatten.
Das Hotelpersonal konnte uns nicht wirklich weiterhelfen. Restaurants gab es in der Nähe wohl nicht. Nach längerem hin und her und nachdem es zu regnen begonnen hatte, stiegen wir wieder ins Taxi und ließen uns irgendwo hin fahren. Alex hatte (wie immer) den Überblick.

Mitten unter der Fahrt, wir waren noch nicht an der Straße angekommen, die wir dem Fahrer genannt hatten, entdeckten wir etwas Restaurant ähnliches und stiegen aus.

Schließlich landeten wir in einem indischen Lokal. Nachdem es außen so laut war, wurden wir in ein kleines Nebenzimmer geführt, in dem wir – welch Luxus – die Klimaanlage selbst regeln konnten!

Wäre

a) das Essen besser gewesen (habe jetzt endgültig entschieden und hoffentlich wirklich zum letzten Mal, dass ich indisches Essen ABSOLUT NICHT abkann, egal wo. Ich glaube auch nicht mehr, wenn mir und es bald jeden Tag essen wollen würde. Ich meine wie kann man in Spinat mit Käse auch nur Ansatzweise daran denken, Minze mit reinzumischen?! Oder käme jemand auf die Idee Kaugummi mit Butter zu essen? Zumindest das Brot war gut),

b) das Essen billiger gewesen (für Thailand war das eine Frechheit! Alles was nicht auf der Karte stand – zum Glück hielt ich mich davon fern – hatte echt Mondpreise)

c) ich nicht in den Genuss gekommen Radler mit Wasser zu trinken (Alex und ich hatten richtig Lust auf Radler bekommen, bestellten uns Sprite und Bier, was wir danach in den Wassergläsern mixten. Irgendwie hatten die Kellner das nicht so richtig gepeilt und nachdem sie immer wieder nachschenkten, fand ich mein halb leer getrunkenes Glas plötzlich wieder voll vor. Wundersame Biervermehrung? Nein, das Radler Light wurde in Indien erfunden!

d) zu guter letzt: uns nicht aufgefallen, als wir den Laden verließen, dass wir nur zwei Straßen weiter draußen (!) in einer richtig netten gemütlichen Straße gut und billig essen gekonnt hätten…

…es ein perfektes Essen gewesen.

So will ich lieber gar nicht mehr dran denken.

Aber wir ließen uns die Laune nicht verderben.

Wir fanden in besagter Straße jede Menge kleiner Läden und Stände, schickten die Männer, die schon ungeduldiger weise ein Taxi gechartert hatten, vor und kamen nach nochmaliger Shopping Tour im Tuk-Tuk nach.

Das war ein riesiger Spaß! Nachts durch die Straßen Bangkoks open air. Noch dazu mit einem wirklich durchgeknallten Fahrer, der durch die Einfahrt des Hotels (extreme Schräglage!) gebraust kam, als würde er den „Elchtest“ Konkurrenz machen wollen.

Er hat sich natürlich auch köstlich über unsere Kreische amüsiert und die Portiers des Nobelhotel schauten nicht schlecht, als wir mit zerzausten Haaren und viel Gelächter dort ankamen.

Ab in den 70. Stock und noch eine Treppe nach oben auf die Dachterrasse. Zum Glück war der Regen nur ein kurzer Schauer gewesen und wir konnten den unglaublichen Anblick genießen, der sich uns bot.

Die Lichter der Stadt glitzerten aus allen Richtungen. Wir blickten auf den Grand Palace und den Flughafen. Dabei sahen wir sogar die Flugzeuge starten und landen.




Der Ausblick war überwältigend. Die ganze Atmosphäre eindrucksvoll. Wir befanden uns inmitten der Metropole aber es war dennoch ruhig.




Ein unglaubliches Erlebnis, das man mit der New Asia Bar leider nicht vergleichen kann.

Die Singapurer würden ja nicht mal auf die Idee kommen so ein Lokal nach draußen zu verlagern. In einer Stadt, in der Balkone nur als Wäsche-Nische dienen, kaum zu erwarten.

Ich möchte gar nicht wissen, wie in so einer Bar in Deutschland die Getränkepreise ausgesehen hätten. Hier jedenfalls genossen wir unsere Cocktails für ca. 4 EUR pro Stück.




Nachdem in Bangkok das Nachtleben begrenzt ist, wie wir ja schon feststellen durften, hatten wir einen Tipp für einen Club bekommen, in dem man bis in die frühen Morgenstunden feiern konnte.

Wir setzten uns also ins Taxi…

… und ließen uns eine geschlagene Stunde irgendwo durch die Hauptstadt Thailand kutschieren ohne dass es schien als hätte der Taxifahrer auch nur den leisesten Schimmer, wo er uns hinbringen sollte. Immer mal wieder kamen wir an Straßen vorbei, die uns nach einigen Malen seltsam bekannt vorkamen.

Irgendwann wurde es uns wirklich zu viel wir ließen uns wieder ins Hotel bringen.

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Etwas Zeit hatten wir noch, bis wir uns Mittag leider wieder zum Flughafen aufmachen mussten.

Wir ließen uns den Tipp an der Rezeption geben, dass wir mit dem Boot in die Nähe von China Town gelangen konnten.
Die Anlegestation war nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt und wenn ich schon dachte, die Tuk-Tuk Fahrt wäre abenteuerlich gewesen, das war noch um einiges verrückter!

Das Motorboot hält für ein paar Sekunden an dem Bretterverschlag. Eine blaue Plane wird nach unten gezogen und zum Vorschein kommen Menschen, viele, zusammengepfercht auf Holzbänken. Irgendwie bahnen sich diejenigen, die dummerweise am anderen Ende saßen den Weg über die anderen (die das umgekehrte Problem hatten). Ein paar Fahrgäste in Spe sprangen auf das schwankende Etwas und schon war der Spuk vorbei und wir hatten das erste Boot verpasst.

Beim nächsten waren wir schneller und schafften es irgendwie über die Plane hinein ins Getümmel. Der Fahrpreis wurde auf dem Boot von vermummten Gestalten eingesammelt und nicht der Rede wert. Die Plane wurde hochgezogen und jetzt wussten wir genau wozu sie gut war. Das Wasser kam schon nahe an die Drecksbrühe des Jakartaschen Hafens ran und spritzte mit jeder Welle nach oben.




Die Fahrt war dennoch genial. Wir sahen unglaublich viel von den kleinen Häusern, Hinterhöfen und Leuten.

Das war das Bild gewesen, das ich von Bangkok hatte.

Kurz darauf mussten wir umsteigen. Sprich das ganze Boot kletterte auf einen Holzsteg um danach in einem anderen wieder Platz zu nehmen. Das ganze natürlich wieder in Rekordzeit. Die meisten hatten darin auch echt Übung. Schätzungsweise alle – außer uns.




Zu unserer Verteidigung: wir waren auch die einzigen Touris an Bord.

China Town selbst war interessant und einen Besuch wert. Aber nicht das, was ich von der Stadt der Engel in Erinnerung behalten werde.

Das wird die Zeit sein, in der ich die Lichter Bangkoks von oben betrachten konnte, die abenteuerlichen Fahrten, außergewöhnlichen Menschen und eine Stadt, die moderne und urtümliches vereint.

Ich kann verstehen, warum Thailand den Deutschen so lieb ist. Es ist absolut beeindruckend und schön ohne etwas von der ursprünglichen Faszination und Exotik eingebüßt zu haben.

By the way: Ich habe schon lange nicht mehr so viele Leute Deutsch sprechen hören wie an diesem Wochenende!

Der netteste Satz, den ich in Bangkok gehört habe war aber immer noch:

„I’m solly.“

Montag, Mai 02, 2005

EISFAHRT NACH PENANG

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 06: 02. Mai






Ein verlängertes Wochenende!

In Singapur gibt es eine tolle Einrichtung! Wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, ist automatisch der Montag ein freier Tag.

Diesmal war ich wieder mit Jasmin unterwegs. Wir hatten uns nach einigem hin und her schließlich spontan für eine Busfahrt nach Penang, Malaysia entschieden.
Wir hatten vor kurzem ein günstiges Package mit Nacht-Busfahrt und einer Hotelübernachtung gebucht.

Freitagabend (wie fast immer) machten wir uns auf den Weg.
Wir trafen uns an der MRT Lavender. Jasmin hatte unsere „Tickets“ geholt. Die Reiseagentur machte totalen Stress, der Bus würde nicht warten und wir hätten noch ein Stück zu laufen.
Das Stück waren vielleicht 100 m und der Bus kam gute 20 min später langsam in Richtung Parkplatz gefahren. Typisch!

Wir stiegen ein und los ging es in Richtung Grenze.
Wieder ein malayischer Stempel im Pass, das ist damit der vierte und es werden sich bestimmt noch einige dazu gesellen.

Da die Busfahrt in Singapur startete, hatten wir das Glück, nicht über den normalen Grenzübergang und uns bei den Massen anstellen zu müssen.
Ab JB hatten wir noch einige Kilometer zurückzulegen, da Penang, die malayische Insel, fast schon an der Grenze zu Thailand liegt.

Die Fahrt würde von 21 Uhr bis 7 Uhr morgens dauern. Was mir in dem Fall aber nicht viel ausmachte, da die Sitze sehr komfortabel waren und wir uns so weit zurücklehnen konnten um bequem schlafen zu können.

Soweit die Theorie.

In der Praxis sah das Ganze so aus: Wir quatschten noch ein bisschen und nachdem alle Lichter ausgingen (hätte ja nicht sein können, dass jemand lesen wollte - Leselampen wurden hier wohl noch nicht erfunden), wollten wir uns auch schlafen legen. Als plötzlich die Klimaanlage anging.

Aber nicht „normal“, wie wir das schon gewohnt waren. Die eiskalte Luft schoss aus dem Gebläse überhalb der Sitze, das man noch nicht mal völlig verschließen konnte. Innerhalb kürzester Zeit war ich total ausgefroren und kramte mein Badetuch von ganz unten aus dem Rucksack hervor. Nach jedem Stopp, bei dem ich ausstieg und sah wie das Kondenswasser in Strömen die Scheiben herunter lief, fragte ich mich, ob ich allen ernstes wieder in diesen Kühlschrank einsteigen sollte. Es hatte definitiv weniger als die normalen 18°C Bürotemperatur.

Zum Glück war ich müde genug die meiste Zeit sehr gut zu schlafen.

Trotzdem waren wir mehr als froh in Penang angekommen zu sein und uns wieder langsam auftauen lassen zu können.

Mit dem Taxi fuhren wir von dem Busbahnhof ins Hotel. Es war in Ordnung aber die angeblichen 4 Sterne hätte es in Deutschland mit Sicherheit nicht bekommen. Als wir unser Zimmer betraten, wurden wir wieder Schockgefrostet.

Die Klimaanlage war auf ganze 14°C eingestellt. Ich korrigiere somit meine Aussage, die Singapurer hätten ein gestörtes Wärme-/Kälteempfinden, was noch nett formuliert war.

Ganz Südost-Asien scheint in der Hinsicht einen Komplettschaden zu haben.

Wir bemühten erstmal die natürliche Heizung und machten die Balkontüren weit auf.

Bei dem Blick auf das nahe gelegene Meer und den Pool, wußten wir, dass es kein Badewochenende werden würde.
Penang ist eine Industrieinsel und auch wenn die Strände ganz nett sein mögen, das Wasser war weniger einladend.

Nach einem ausgiebigen Frühstück studierten wir ziemlich verpeilt von der Busfahrt (mein Gehirn war anscheinend noch nicht ganz aufgetaut) unsere Reiseführer.

Durch die Buspläne stiegen wir nicht ganz durch und wir fragten an einem kleinen Tourschalter, was sie uns denn empfehlen würden.
Nach kurzer Info entschieden wir uns für einen Privatfahrer, der einem für 25 RM (ca. 5 €) pro Stunde über die Insel kutschieren würde und noch dazu als Reiseführer fungieren würde.

Zuerst ging es in Richtung Hafen, wo wir wurden über einen wenig vertrauenserweckenden Steg geschickt wurden.



Warum der Fahrer nicht mitgehen wollte, war ja wohl klar, als wir bei der Hälfte angekommen waren und die Abstände zwischen den Brettern immer größer und die ganze Angelegenheit immer wackeliger wurde.

Aber frei nach dem Motto „Never change a running system“, wurde auch noch munter mit dem Mofa über das Gebilde gebraust oder ein Bollerwagen darüber gezogen. Ich bemühte mich weder dem einen noch dem anderen zu nahe zu kommen.



Angeblich wäre auch noch nie jemand ins Wasser gefallen! Wer’s glaubt.

Anschließend besuchten wir eine Schmetterlingsfarm. Das war ganz toll!


Riesige, kleine, schnelle und gemütliche Falter wechselten sich in einem farbenprächtigen Spiel ab und schwebten von einer Pflanze zur nächsten.


Auch andere Insekten konnten wir bewundern. Es gab große Holzkästen, in denen zwar keine Lebendigen aber deswegen nicht weniger echt aussehende Krabbeltiere ausgestellt wurden. Z.B. die ganze Kakerlakenfamilie von klein bis extrem verboten ekelig!

Auch riesige Spinnen konnten wir bewundern. Einige sollen sich laut Beschreibung sogar von Vögel ernähren!
Nicht nur einmal bekamen wir eine Gänsehaut und ließen die kleine Tierwelt schließlich hinter uns.



Als wir an einem kleinen Gewürzstand ankamen, fühlte ich mir in die Situation einer Kaffeefahrt versetzt. Plötzlich wurden uns allerlei Heilmittel angepriesen und Briefe aus Deutschland von 1989 unter die Nase gehalten, von Leuten, die angeblich noch 100 Packungen von den Wunderfläschchen bestellen wollten.

Der Verkäufer gab sich schließlich damit zufrieden, als wir uns mit begnügten Curry und Kokosplätzchen begnügten, die wirklich ausgezeichnet schmeckten.

Danach zeigte uns unser Führer ein ursprünglich malaiisches Dorf und erzählte uns einiges über das Leben, das die Leute dort führten.




Plötzlich zupfte Jasmin mich am Arm und zeigte nach oben. Mir wäre fast das Herz stehen geblieben. Im Baum hing eine der riesigen Spinnen, die wir kurz zuvor noch tot und hinter einer Scheibe begutachten konnten.
Real und mit einer fetten Beute (vielleicht ein Vogel?!) wirkte das Ganze doch etwas bedrohlicher und wir machten uns schnell auf weiter zu kommen.



Nach einer weiteren längeren Autofahrt, bei der ich grundsätzlich einschlief – manche Dinge ändern sich eben nie -, kamen wir am Schlangentempel an.



Der Tempel wurde in ein ursprüngliches Stück Wald gebaut, in dem Schlangen lebten. Sie ließen sich nicht verdrängen und belagerten auch das Gebetshaus.
Langsam wird es ihnen aber anscheinend doch zu hecktisch, denn es sind kaum mehr welche dort.





Unser Fahrer wurde irgendwie unruhig und telefonierte ständig. Wir hatten schon das Gefühl, dass es ihm nicht passte, dass er uns noch zum Kok Si Tempel, danach zum Penang Hill fahren, dort absetzen und nicht zum Hotel zurückfahren sollte.

Am Tempel angekommen, ließ er uns schließlich gerade mal eine halbe Stunde, damit wir angeblich auch die nächste Bahn noch erwischen würden.




Wir hetzten also durch die Tempelanlagen und hatten weder Zeit zur riesigen Buddha Statue zu kommen noch um den Kok Si Tempel zu erklimmen.



Ein paar Bilder konnten wir aber noch schießen. Ein gemeinsames Foto musste natürlich sein.
Die nette asiatische Frau, die es für uns schoss, meinte, der Name des Tempels müsse mit drauf, damit wir auch wüssten, wo es aufgenommen wurde.



Wir bedankten uns, drehten uns um und blickten irritiert auf die chinesischen Buchstaben. ALLES KLAR!



Die Zeit drängte. Enttäuscht machten wir uns auf den Rückweg, beschlossen aber uns am nächsten Tag noch mal hinbringen zu lassen.

Überraschend war ein kleiner Teich in dem dutzende von Schildkröten schwammen, weiter ging es vorbei an unzähligen kleinen Ständen, bei denen uns mehr als einmal nachgerufen wurde:
„Miss, miss, want anyting? - Look, look“


Am Penang Hill hatten wir noch Wartezeit, da die Tickets für die Abfahrt in einer Stunde verkauft wurden. Genial.

Wir machten das Beste daraus, aßen gemütlich Mittag und tranken einen Kaffe.

Die Fahrt hoch fand in einem großen Kasten statt, der auf Schienen langsam hochfuhr. Wer nicht schnell genug war (wie wir) musste sich noch irgendwo ziemlich gezwängt einen Stehplatz suchen.
Auf Hälfte der Strecke stiegen wir in einen anderen Kasten um. Diesmal waren wir zum Glück schneller, da direkt an der Tür und konnten uns setzen.
In Sachen drängeln haben die Asiaten uns einiges voraus und können ziemlich schnell sein, wenn es drauf ankommt!

Endlich oben angekommen, hatte es angenehme 25° C und schöne frische Luft.

Wir sahen uns noch den indischen Tempel und die Moschee von Außen an. Das war aber auch genug des Guten. Wir beschlossen, dass wir uns eine ausgiebige Pause verdient hatten und gönnten uns einen guten frischgepressten Wassermelonen- und Lycheesaft.



In Deutschland würde niemand auf die Idee kommen im Hochsommer irgendwo Sightseeing zu machen. Aber hier bleibt keine Wahl. Warten wir mal bis es Herbst wird… und sie warteten noch heute.

So komme ich mir mittags schon vor, als wäre ich den ganzen Tag unterwegs gewesen.
Dementsprechend anstrengend sind die Touren immer und ich möchte gar nicht zählen, wie oft ich mir eine ausgiebige Dusche gewünscht hätte.

Durch die trübe Sicht (natürlich ist das böse Indonesien an dem Nebel schuld – wie immer) war der Ausblick über Penang leider mehr als dürftig und so machten wir uns wieder auf den Weg nach unten.


Im Hotel bekamen wir die langersehnte Dusche, genossen noch den Sonnenuntergang und machten uns dann auf zum Nightmarket.



Das war ganz toll! Der Markt erinnerte mich eher an einen italienischen. Die Leute waren nur selten aufdringlich und wir konnten uns in Ruhe umschauen.
Wir stöberten nach Herzenslust und handelten ziemlich gute Preise aus.
Es machte Spaß mit den Malaien, da man nie das Gefühl hat völlig über den Tisch gezogen zu werden.

Zwischendurch gönnten wir uns noch ein Glas Saft und aßen eine Kleinigkeit.
Das Essen war wirklich sehr gut!

Danach ging es weiter. Eigentlich wollten wir uns für die Eis-Rückfahrt noch ein Tuch oder irgendetwas Wärmendes mitnehmen. Wir fanden aber nichts passendes und wollten es am nächsten Tag in Georgetown noch mal versuchen.

Erschöpft und glücklich über unsere Schnäppchen, die im Hotelzimmer natürlich noch ausgiebig begutachtet wurden, schliefen wir dann schnell ein, trotz der Abba, Elvis und Beatles Songs, die durch die Wände von den nicht wirklich talentierten Hotelsängern zum Besten gegeben wurden.

Morgens genossen wir noch mal das gute Hotelfrühstück mit frisch gebrutzeltem Omelette, hmmm!

Anschließend "mieteten" wir uns für drei Stunden einen Fahrer und ließen uns wieder zum Kok Si Tempel bringen.




Wir genossen den Anblick der vielen Tempel und ließen uns dann zur riesigen Buddha Statue hochbringen - wieder mit einem seltsamen Kastenzug.
Es war wirklich beeindruckend. Vor allem als wir sahen, dass geplant ist darüber einen noch größeren Tempel zu bauen.





Gedeckt wird das Dach dann mit Gebetziegeln, die man sich vorher unten malen lassen konnte.
Auch die anderen riesigen Statuen, die über der Stadt thronten, waren beeindruckend.



Danach war der Kok Si Tempel zur Besteigung fällig. Natürlich war es wie immer viel zu heiß und mehr als einmal liefen mir Tränen aus den Augen, als ich Fotos schießen wollte.



Die Sonne blendete unglaublich.

Dennoch hatte sich die Mühe gelohnt, der Ausblick war überwältigend und die Sicht heute um einiges besser.




Der Fahrer wartete geduldig auf uns und fuhr uns danach noch zum botanischen Garten. Das besondere war, dass es dort nicht nur Pflanzen sondern auch Affen gab.



Der Park war ganz nett. Aber mittags war es absolut zu heiß für einen gemütlichen Spaziergang und wir kürzten den Weg leicht ab.

Er ist schön und gepflegt, aber der indonesische war doch beeindruckender gewesen.



Der nächste und letzte Punkt auf unserem Programm hieß George Town.



Wir schlenderten durch die Gassen und beschlossen keinen festen Plan zu folgen, sondern einfach das Flair zu genießen und endlich nach einem passenden "Gefrierschutz" zu suchen.



In einem Einkaufzentrum schlugen wir schließlich bei zwei nett aussehenden Wickelröcken zu, setzten uns in ein Café und aßen eine der berühmten Nudelsuppen mit Fleisch.

Wir ließen den Nachmittag damit ausklingen und suchten uns ein Taxi zurück zum Hotel.




Dort machten wir uns "Winterfertig" und ließen uns zum Busbahnhof bringen.
Dann erwartete uns ein großer Schock.

Am morgen war es noch sehr konfus gewesen, da anscheinend alle Busse vor zwei Wochen an ein anderes Terminal umgezogen wurden, auf unserer Bestätigung aber stand, dass der Bus vor der Reiseagentur (an der alten Stelle) abfahren würde.

Schließlich ließen wir uns von Concierge überzeugen, nachdem wir annahmen, dass er es mit der Agentur telefonisch abgestimmt hatte, dass wir abends an das neue Terminal mussten.
Dorthin ließen wir uns fahren und suchten das Büro… natürlich vergeblich.

Ein Malaie nahm sich uns an und lief von Stand zu Stand mit unserer Bestätigung in der Hand. Keiner wusste so recht wohin und wie. Irgendwann liefen vier Leute mit uns mit und ich kam mir langsam vor wie in „Asterix’ Sieg über Cesar“ in dem Haus das Verrückte macht!

Wir hatten noch eine Stunde, bis der Bus fahren würde, von wo aus auch immer!

Irgendwann beschloss der erste Malaie, dass wir zur Agentur müssten und sagte er würde uns für 20 RM fahren. Wir hatten keine Wahl. Aber wohl war mir dabei überhaupt nicht.
Eins war klar, war das nicht die richtige Entscheidung, würden wir es nie rechtzeitig zurück schaffen!

Ich sah uns schon in Penang unter der Brücke schlafen und war stinksauer auf das Hotel und die ganze Organisation. Was dachten sie sich? Wenn sie überhaupt etwas dachten?!
Außerdem wusste ich nicht, ob unserem Fahrer wirklich zu trauen war.

Ich schickte ein Stoßgebet in Richtung Himmel, dass die Agentur wenigstens nicht geschlossen war – da Feiertag.

Schließlich kamen wir entnervt am Reisebüro an und es hatte offen!

Nach weiteren zwei Minuten bangen wussten wir, dass wir hier richtig waren und der Concierge konnte von Glück sprechen, dass er nicht da war.

Wir bedankten uns beim Fahrer und gaben ihm ein gutes Trinkgeld für seine Hilfe.
Er hatte auch gleich wieder Arbeit, da zwei Rucksacktouristen genau das umgekehrte Problem hatte. Sie wurden von ihm wieder zurück ans andere Terminal gebracht.
Wenn er das einen ganzen Abend lang so macht, verdient er nicht schlecht, verpeilt, wie das ganze ablief.

Also ab in den Kühlschrank zurück nach Singapur.

Es war fast noch schlimmer als auf der Herfahrt. Zumal das Pärchen vor uns das Gebläse mit Tempos zustopfte und die eisige Luft somit bei uns doppelt so stark aus unseren Öffnungen schoss.

Früh um 7 Uhr kamen wir schließlich in Singapur an und erlebten den Sonnenaufgang. Es war das erste Mal, dass ich morgens in der Stadt ankam. Es war wundervoll. Die Skyline war in schönes sanftrotes Licht getaucht und alles wirkte friedlich und beruhigend.

Daheim... zumindest bis zur nächsten Reise in ein paar Tagen.

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