Samstag, August 27, 2005

DAS GOLDENE LAND

ERFAHRUNGSBERICHT


Nummer 12: 27. August





180 Tage nachdem ich mich in Nürnberg von ihm verabschiedet hatte, sah ich Fernando wieder. 10.100 Kilometer entfernt und unter völlig anderen Umständen, als ich es mir die ganze Zeit über gedacht hatte.

Aufgeregt stand ich am Sonntag früh auf, planmäßig sollte er um kurz nach 9 Uhr morgens am Changi Airport landen. Ich schaute vorsichtshalber noch mal im Internet nach, ob der Flug auch keine Verspätung hatte.

Zuerst erschien gar keine Anzeige, schließlich stand da in völlig unverständlicher Weise: RETIME 23:15

Ich war erstmal total verdutzt, was hatte „Retime“ zu bedeuten? Warum wurde der Flug verschoben? Ich sah noch auf sämtlichen anderen Seiten nach, er war planmäßig in Bahrain gelandet und abgeflogen… aber jetzt?!

Schließlich blickte ich auf mein Handy und fand Fernandos SMS: Die Frontscheibe des Flugzeuges sei gesplittert und sie seien in Abu Dhabi notgelandet. Der Austausch der Maschine kann allerdings dauern, sie werden erstmal im Hotel untergebracht.

Unser gemeinsamer Tag war also erstmal geplatzt. Aber ich war froh, dass nichts Schlimmeres passiert war. Jetzt hieß es erst einmal WARTEN, WARTEN, WARTEN.

Der Flug wurde nochmals auf 1:30 Uhr verschoben und landete endlich um 2:30 Uhr. Heilfroh ihn endlich wieder in die Arme nehmen zu können. Wirklich sicher zu sein, dass nichts passiert war, war unglaublich. Wohl der glücklichste Moment der letzten sechs Monate. Von Beginn an war alles wieder wie vorher, es gab kein „komisches Gefühl“, keine Eingewöhnungsphase, von der ich so oft gehört hatte.

Es war wundervoll. Die gesamten vier Wochen, die er hier war. Ich hatte SEHR viel vermisst.
Nach vielleicht einer Stunde schlaf ging es am nächsten Tag in die Arbeit.
Vier Abende hatten wir, bis ich am Freitag für zwei Wochen frei hatte. Der erste wirkliche Urlaub in diesem Jahr – was für ein schönes Gefühl…
J
In der Zeit waren wir viel in der Stadt unterwegs, Little India, Clark Quay, Orchard Road usw.

Am Donnerstag erwischte es mich allerdings wieder einmal mit einer Erkältung. Das Packen am Abend für die nächsten 12 Tage war anstrengend und jeder Schritt am Changi Airport sehr mühevoll. Nachdem das Gate für unseren Flug noch gewechselt wurde und wir quasi nochmals den ganzen Flughafen überqueren mussten.

Trotzdem freute ich mich sehr auf unsere Reise.



Wir landeten mit etwas Verspätung in Yangon, der Hauptstadt Myanmars, das unser Ausgangspunkt für unsere Rundreise durch das Land sein sollte.

Myanmar wird wegen seiner unzähligen Pagoden, Tempeln und Buddhas auch das „goldene Land“ genannt. War es einmal eines der reichsten Länder der Welt gewesen, gehört es nun zu den ärmsten.

Der erste Eindruck bestätigte dieses Bild. Es war unvorstellbar, dass das der Flughafen einer Hauptstadt sein sollte!
In der Ankunftshalle wurden wir bereits von unserem Reiseführer Goyan empfangen, der unser Begleiter für die nächsten Tage sein würde.

Er half uns bei den gesamten Einreiseformalitäten, die doch etwas umfangreicher sind. Sogar zwei Passbilder mussten wir für das Visa on Arrival abgeben.
Schließlich klappte jedoch alles gut und unser Fahrer brachte uns ins Hotel. Die Fahrt dorthin waren Eindrücke pur.

Unzählige Menschen bekleidet mit den typischen Longis liefen durch die Straßen, alte Häuser und Autos, buddhistische Mönche und Nonnen und viele Kinder.
Fünf Millionen Einwohner zählt die Stadt, nach deren Vorbild Singapur von Raffles erbaut wurde. Wie weit sich die Städte jetzt doch unterscheiden ist kaum in Worte zu fassen.

Noch unglaublicher war unser Hotel. Das konnte absolut mit dem Hyatt Regency in Jogya mithalten.
Eine kurze Einführung folgte und Geldwechseln. 1 US$ entspricht 1.000 Kyat (ausgesprochen: Tschad) und ist schon der größte Schein, den das Land zu bieten hat, einen dementsprechenden Packen an Geld hatten wir dann auch. Kreditkarten werden in Myanmar nicht akzeptiert. Davon abgesehen, hätten wir auch so kaum damit zahlen können.

Am Nachmittag ging es zu unserem ersten Highlight, dem noch viele folgen sollen: Der Shwedagon-Pagode.

Schon von weitem spitzt das fast 100 Meter hohe Wunderwerk durch die Straßen Yangons. War der Grand Palace in Bangkok schon beeindruckend, die Anlage der berühmtesten Pagode setzte noch mal eins drauf. Es war unglaublich davor zu stehen und aus dem Staunen nicht mehr raus zu kommen.

Wir umrundeten sie einmal und am Schluss erfuhren wir etwas über das Burmesische Horoskop. Es ist nämlich nach Wochentagen aufgebaut. Da ich an einem Mittwoch geboren wurde, bin ich Elefant, Fernando, am Freitag geboren ein Meerschweinchen…


Um den Wochentag herauszufinden hat Goyan einen 100jährigen Kalender dabei. Die Burmesen gehen im Gegensatz zu den Christen nicht an einem Sonntag, sondern jeder an dem Wochentag, an dem er geboren wurde zum Beten.

Den Tag ließen wir mit einem Spaziergang über eine sehr lange Brücke, die sich über einen See schlängelte, und der Besichtigung eines riesigen Lying Buddha ausklingen.


Myanmar ist vom Buddhismus geprägt. Von den 54 Millionen Einwohnern sind gut 500.000 Buddhistische Mönche und Nonnen.

Am nächsten Morgen verließen wir die Hauptstadt bereits um nach Heho zu fliegen. Auf den Inlandsflug war ich ganz besonders gespannt. Gepäckband oder Check in Schalter mit Computern? Weit gefehlt. Es herrschte ein einziges Chaos. Irgendwie wurden unseren Koffern Aufkleber aufgepappt und davon geschleift. Gewogen wurde mit einer Handelsüblichen Waage. Dann bekamen wir eine Bordkarte, auf der die Daten aufgestempelt wurden.

Das absolut beste war aber die einstündige Wartezeit, die wir zusammen mit sehr vielen Einheimischen in einer kleinen Halle verbrachten, die an Tempelhof in den 50er Jahren erinnerte. Sehr eng war es, richtig kuschelig auf den orange und gelb farbigen Plastikhockern, die absolut nicht auf europäische Größen zugeschnitten waren.

Über das Rollfeld liefen wir natürlich zu unserer Propellermaschine, einem Airbus, der gut seine 20 Jahre auf dem Buckel hatte.
Aber Fernando, nun schon gut Flugerprobt, beruhigte mich, dass das gute Qualität und noch nie eines von diesem Flugzeugtyp abgestürzt sei. Sie würden in Europa allerdings nicht mehr eingesetzt, weil sie zu laut wären. Ja, das konnte ich nach dem zweistündigen Flug absolut bestätigen!

Dennoch, Air Bagan ist absolut empfehlenswert. Der Service war super und die Leute sehr freundlich (wie aber eigentlich im gesamten Land).

Wir landeten in Heho auf einem sehr neuen Rollfeld.
Das Flughafengelände bestand allerdings wieder aus einem kleinen Gebäude, kein Gepäckband.

Von Heho aus ging es mit dem Auto, das auch höchstens Baujahr 1990 war, aber sehr gut gepflegt, weiter nach Kalaw. Die Fahrt an sich war schon unglaublich. Es war so toll endlich mal wieder Berge zu sehen, weite, grüne Wiesen.



Das Shangebiet wird nicht umsonst „Die Schweiz von Myanmar“ genannt. Die Landschaft erinnerte mich sehr an die Fränkischen Schweiz, mal abgesehen von den vielen Ochsengespannen und Pagoden, die majestätisch fast auf jedem Hügel standen.



Nach der Besichtigung einer Höhle mit vielen Buddhas und duzenden von Pagoden im Vorhof, ging es weiter. Nachmittags unternahmen wir einen schönen Spaziergang durch Kalaw.


Die Märkte, die Atmosphäre einer in den westlichen Ländern längst vergessenen Zeit, war beeindruckend.



Um alles setzen zu lassen, machten wir Pause in einem kleinen „Café“ und ich versuchte den burmesischen Tee. Sehr gut. Er schmeckt ein bisschen nach Karamell. Nach einem netten Plausch ließen wir das Straßenleben auf uns wirken.



Am nächsten Tag ging es mit dem Auto auf den wirklich holprigen Straßen (wenn man sie denn als solche bezeichnen möchte) weiter. Drei Stunden waren es bis zu den Pindaya Höhlen. Man muss dazu sagen, dass die Entfernungen an sich nicht besonders weit sind, in dem Fall 80 km, da die Autos aber allerhöchstens 50 km/h fahren können, zieht es sich dementsprechend.



Die Landschaft entschädigte und schließlich kam die Höhle, in der sich sage und schreibe 8.000 Buddhas befinden ins Sichtfeld. Schon von weitem erkennt man die Anlage, die in einen Berg eingelassen ist.



Buddhas über Buddhas, große, kleine, goldene, kleine Pagoden und das ganze in einer riesigen Tropfsteinhöhle. Es war beeindruckend.



Jedes religiöse Meisterwerk in diesem Land zeugt von dem einstigen Reichtum, bis man wieder auf die Straße kommt und die Armut sieht, die sich in der Bevölkerung widerspiegelt.


Nach der Besichtigung besuchten wir eine „Schirmfabrik“. Natürlich war Fabrik in diesem Fall nicht der passende Begriff.



Es war vielmehr ein kleiner Familienbetrieb, in dem Papier mit zwei Hämmern, die unentwegt auf eine seltsam zähe Masse, klopften, hergestellt wurde. Das ganze dann im Wasser über einen Holzrahmen gespannt und mit Blumen verziert wurde.



Ein Mann saß auf einem Holzgestell und schnitzte mit einem Seil und Hilfe von Pedalen Muster in das zu bearbeitende Holz. Jeder noch so kleine Schritt wurde in Handarbeit erledigt, nur mit ein paar Werkzeugen.


Danach ging es weiter zum Ufer des Inle Sees. Unsere Koffer wurden in ein längliches Boot verladen, in dem drei Holzstühle standen, auf die wir kletterten.

Die Fahrt zum Hotel war überwältigend. Der Inle See war ein absolutes Highlight. Die Landschaft traumhaft und wir sahen bereits den ein oder anderen Einbeinruderer.


Unser Hotel war direkt am See und wir hatten die Junior Suite mit Balkon und Blick auf das Wasser. An die Ruhe und Schönheit denke ich sehr gerne zurück, wenn ich durch die Straßen Singapurs laufe, mit der Hektik und den ständigen Gewusel.



Am nächsten Morgen ging es mit dem Boot zuerst zu einem Markt, anschließend nach Indein, zu einer erst wiederentdeckten Ruinenlandschaft mit unzähligen Pagoden, die zum Teil wirklich sehr bruchfällig sind.


Die Touristen möchten nicht, dass sie wiederaufgebaut werden, weil das Alter sie mystisch aussehen lässt. Wenn nichts daran gemacht wird, wird es allerdings bald nichts mehr zu sehen geben...


Weiter zu einer Zigarettenherstellung und zu dem Dorf Phaw Khon, das bekannt für seine Seidenweberein ist. Auch in den beiden Fällen ist die Fertigung reine Handarbeit mit wenigen einfachen Werkzeugen. Die Fäden werden aus einer länglichen Pflanzenstamm gewonnen, indem er zuerst gebrochen, auseinander gezogen und schließlich zu einem Garn geformt wurde. Unglaublich, wie lange es dauern musste, bis man genug Faden hatte um daraus etwas spinnen zu können…



Schließlich besichtigen wir noch die Phaung Daw Oo Pagode, die fünf Buddhastatuen beherbergt, allerdings wurden sie im Laufe der Zeit mit so vielen Goldblättchen beklebt, dass sie nicht mehr als solche zu erkennen, sondern klobige Goldklumpen geworden sind.

Zum Abschluss fuhren wir noch zu einem Kloster, wie alle Häuser der Region auf Stelzen gebaut. Dort waren viele Katzen, denen die Mönche beigebracht hatten durch Reifen zu springen.


Auf der Heimfahrt hielten wir noch bei den schwimmenden Gärten. Unfassbar, dass das Gemüse direkt auf dem Wasser angebaut wird. Eine kleine unappetitliche Geschichte dabei war allerdings, als Goyan uns erklärte, dass früher in den Gärten auch die Toten begraben wurden. Aus Düngegründen! Das wurde allerdings verboten – zum Glück – schließlich bekamen wir unter anderem das Gemüse zum Abendessen. ;-)




Schweren Herzens verließen wir den Inle See am nächsten Morgen um zurück nach Heho und von dort auf eine halbe Stunde nach Mandalay zu fliegen. Diese Strecke mit dem Auto zurückzulegen hätte über zehn Stunden gedauert.

Der Flughafen Mandalays überraschte uns völlig. Er ist komplett neu, mit Rollbändern, Anzeigen, und richtigen Schaltern. Er erinnerte mich an den Nürnberger Flughafen. Der einzige Unterschied war, dass es ein Geisterflughafen war. Wir waren die einzigen Passagiere, ungefähr 30 Leute, die sich in der riesigen Halle verirrten... Auf der Toilette warteten drei Angestellte darauf Seife und Handtücher zu reichen.

Hier wurde sich auf den erst langsam anrollenden Tourismus vorbereitet.

Vorerst fuhren wir noch nicht in die alte Königsstadt, sondern nach Maymyo, einer alten britischen Bergstation.


Die Luft war frisch und kühl. Wieder einmal begann ich zu frieren, bei bestimmt 25°C! Nach Ankunft spazierten wir durch den traumhaften Botanischen Garten und bekamen zum ersten Mal schwarze Schwäne zu Gesicht.

Wir erfuhren erst einige Tage später, dass es angeblich in unserem Quartier, das wir für diese Nacht bezogen, spukte. Eine Krankenschwester soll wohl einem Touristen erschienen sein, als es ihm schlecht ging. Er erholte sich nachdem sie ihm Medizin gab. Er wollte sich am Morgen bedanken, da wurde ihm gesagt, dass es keine Krankenschwester gäbe und ihm ein Geist geholfen hatte…

Das Haupthaus, in dem wir auch zu Abend gegessen hatten, hatte wirklich etwas Unheimliches an sich und ich war froh die Geschichte erst später erfahren zu haben.
Genauso, dass es in Bagan wohl ein Hotel gäbe, das auf einem alten Friedhof gebaut wurde. Kein Reiseleiter würde freiwillig eine Nacht dort verbringen. Aber was die Touristen nicht wissen… ;-)

Am nächsten Morgen besuchten wir die Peik Chin Myaung Tropfsteinhöhlen. Durch meinen nun langsam angeschlagenen Magen konnte ich die schöne Anlage nicht wirklich genießen. Die Höhlen sind riesig und wirklich schön. Eine große Pagode steht im inneren und natürlich wieder viele, viele Buddhas.



Draußen machten wir noch einen kleinen Umweg zu dem Pwe Kauk Wasserfall – wunderschön.



Zurück in Maymyo schlenderten wir über den dortigen Markt, unternahmen eine Pferdekutschfahrt, die dort als Taxi fungiert und machten es uns schließlich in einem tollen Café bequem. Dieses Café konnte in jeder westlichen Stadt bestehen. Sie passte einfach überhaupt nicht ins Bild. Wie das Café Batavia in Jakarta.


Auf der Fahrt nach Mandalay machten wir noch bei einer Seiden-Fabrik halt. Das war eine wirkliche Fabrik, wie man sie sich bei uns in den 50er Jahren vorgefunden hat. Leider konnte allerdings nicht produziert werden, da es keinen Strom gab. Was häufiger vorkam.



Von Mandalay aus ging es am nächsten Tag aufs Schiff nach Mingun.


Die Mingun Pagode wird als größter Ziegelsteinhaufen der Welt bezeichnet, was absolut zutreffend ist! Sie ist wirklich riesig und massiv gebaut. Allerdings nie fertig gestellt und schließlich einem Erdbeben zum Opfer gefallen.


Wir erklommen die Pagode, was ein sehr anstrengendes Unterfangen war. Was wir noch nicht wussten, war, dass der Rückweg noch viel mühseliger werden sollte. Dennoch für die Aussicht alleine hatte es sich gelohnt.



Oben angekommen leistete uns die brühende Sonne Gesellschaft und binnen Minuten waren die Steine aufgeheizt, dass unsere Füße brutzelten. Da es sich, wie bei den vielen Sehenswürdigkeiten, hier um ein religiöses handelte, mussten die Schuhe ausgezogen werden. Der Rückweg war also etwas schmerzhaft und wir waren glücklich wieder in unseren Schuhen zu stecken.

Zur Erfrischung gab es danach eine Star Cola. In Myanmar kann man zwar Coca Cola, aus Thailand importiert, bekommen, allerdings wollten wir die Bevölkerung etwas unterstützen. Davon abgesehen, dass die von ehemaligen Pepsi Arbeitern hergestellte Cola absolut super schmeckte.
Pepsi musste seine Fertigung durch den Druck der USA schließlich einstellen. Die Burmesen handelten und so entstand Star Cola.

Nach besichtigen der Mingun Glocke ist die größte und noch intakte Glocke der Welt, ging es zurück nach Mandalay.






In der zweistündigen Pause nutzen wir die Zeit um den wirklich tollen Pool unseres Hotels zu genießen. Postkarten schreiben, die vermutlich niemals das Land verlassen würden… und lesen. Echt schön wieder ein bisschen westliches Feeling zu haben. ;-)

Ich muss auch sagen, dass ich noch nie so viele Spanische und Italienische Touris gesehen habe! Mit Deutschen war nicht zu rechnen. Obwohl sie einen großen Anteil der jährlichen Besucher ausmachen, war im August kaum einer zu sehen. Die Deutschen sind gut informiert und möchten nicht in der Regenzeit reisen. Durchaus verständlich.

In der Hauptsaison, die sich von Oktober bis Februar erstreckt, dem Burmesischen Winter also, fragen die Burmesen dann allerdings spitz: Ob es überhaupt noch Deutsche in Deutschland gäbe…
Obwohl es Regenzeit war, merkten wir nicht viel davon. Den Schirm brauchten wir ungefähr einmal. Meinen Sonnenschirm musste ich dagegen öfter bemühen.

Am späten Nachmittag fuhren wir zum Shwenandaw Kloster, das mit wundervollen Holzschnitzereien beeindruckte, weiter zur Kuthodaw Pagode, zum größten Buch der Welt. Eine große Anlage mit unzähligen Pagoden, die jede eine große Steintafel enthält.


Vom Mandalay Hill aus genossen wir den Sonnenuntergang mit wunderschöner Aussicht.




Der erste Halt des folgenden Tages war bei einer Goldfabrik. In diesem Fall war darunter zu verstehen, dass junge Burmesen unentwegt mit Hämmern das Gold weich klopfen. Es war jedes Mal wieder aufs Neue faszinierend, mit welchen Mitteln in diesem Land gearbeitet wird und nicht zum ersten und letzten Mal hatte ich das Gefühl wir hätten statt einem Flugzeug eine Zeitmaschine bestiegen, die uns hierher gebracht hatte.




Nach einem Spaziergang durch die Steinhauer Straße, in der die Buddhas ihre Form erhielten, ging es weiter.




Ava, einmal die bedeutendste Königsstadt des Landes, war unser nächstes Ziel. Nach kurzer Fährfahrt erkundeten wir mit einer Pferdekutsche die kleine Insel. Wir hielten an dem alten Bagayar Kloster und bestiegen einen Wachturm, der wieder einmal eine tolle Aussicht bot.

Nach Besichtigung der Kaunghmudaw Pagode fuhren wir zur Stadt der Unsterblichen, nach Amarapura und liefen die 1.200 Meter lange Teakholz Brücke zum Sonnenuntergang entlang.


Der nächste Tag war wenig spektakulär. Wir fuhren mit dem Schiff von Mandalay nach Bagan. Eine 10stündige Fahrt, die ich absolut nicht empfehlen kann. Es gibt nicht viel zu sehen. Wir verbrachten die Zeit schlafend, lesend und sehr oft auf die Uhr sehend.

Das einzig schockierende waren die Anlegestellen, an denen dutzende von Menschen warteten, eine Decke oder Souvenirs zu verkaufen oder Kinder, die eine kleine Seife oder ein Duschgel, das die Touristen aus dem Hotel mitgenommen hatten, erhaschen wollten. Es war ein trauriger Anblick, den die Spanier, die neben uns lautstark über den Preis für ein Tuch verhandelten, nicht besser machten.

Wir waren mehr als froh, als die ersten Pagoden und Tempel Bagans schließlich am Ufer und an den Hügeln auftauchten und wir das Schiff hinter uns lassen konnten.



In den nächsten zwei Tagen besichtigen wir Pagoden und Tempeln, von denen es in Bagan unzählige gibt. Es sollen in der Blütezeit wohl über 5.000 gewesen sein, von denen jetzt noch ca. 2.300 stehen. Das Ganze erstreckt sich auf einer Fläche von 36 Quadratkilometern.




Ein Markt und eine Lackfabrik brachten Abwechslung und wir nutzen viel Zeit, in der wir einfach auf einem Tempel saßen und die Landschaft genossen und mit Goyan ein Plauschchen zu halten. Er ist uns in den Tagen, seit wir mit ihm unterwegs waren sehr vertraut geworden und wir genossen die Zeit sehr.

Sein Wissen war unerschöpfbar. Aber er interessierte sich auch für die neue Technik, die neuesten Ereignisse in Europa und besonders auch für Singapur, da er selbst noch nicht dort war. Wir erfuhren auch viel über ihn, sein Leben und das seines Volkes. Es waren aufschlussreiche Gespräche, die Verständnis und Vertrauen brachten.


Der absolut schöne Abschluss war schließlich der Tempel, zu dem Goyan den Schlüssel besorgte und an dem somit nur wir waren. Die Sonne ging hinter den unzähligen Tempeln und Pagoden unter. Es war ein überwältigendes Schauspiel. Erst als die Sonne sich schließlich hinter den Wolken verabschiedete, machten wir uns auf den Rückweg.


An unserem letzten Reisetag in Yagon konnten wir noch die weißen Elefanten ansehen. Die allerdings meines Erachtens nach nicht mehr richtig zurechnungsfähig waren. An Ketten angebunden konnte man sie in der Nähe des Flughafens in einem Park bestaunen.

Anschließend verbrachte ich den Rest des Tages im Hotel, mein Magen wurde wieder arg durchgeschüttelt und ich verzichtete schweren Herzens auf die Stadtführung durch Yangon. Fernando unternahm die Tour alleine mit Goyan.



Am nächsten Tag ging es zurück zum Flughafen. Fernando hatte es am Abend erwischt, er hatte Fieber, als wir ins Flugzeug stiegen. Ich war wieder einigermaßen auf Damm. Aber dennoch froh wieder in Richtung Zivilisation zu fliegen.
Die Hygienischen Zustände sollten nicht unterschätzt werden.

Fernando lag die nächsten vier Tage mit hohem Fieber flach. Ein Besuch beim Arzt bestätigte aber, dass er weder Malaria noch das in Singapur so gefürchtete Dengue Fieber hatte, sondern eine bakterielle Infektion.
Unsere folgenden freien Tage fielen also flach. Aber es war dennoch sehr schön, dass wir so viel Zeit miteinander verbringen konnten.

Die letzten Tage, bis Fernando wieder heim flog, musste ich arbeiten. Aber die gemeinsamen Abende genossen wir sehr, bis er schließlich Freitagmorgen um halb drei Uhr Richtung Flughafen fuhr. Wir verabschiedeten uns in der Wohnung. Ein Abschied am Flughafen wäre mir zu heftig gewesen. So war es einfacher und überhaupt, das schlimmste hatten wir hoffentlich hinter uns. Zwei-drei Monate bis zu unserem nächsten Treffen hörten sich direkt harmlos an.

Die Reise nach Myanmar war außergewöhnlich, faszinierend und irgendwie unwirklich gewesen. Wären nicht die Bilder als Beweis ich würde selbst zweifeln tatsächlich mit dem Boot über den Inle See gefahren und die unzähligen Pagoden Bagans bewundert zu haben, die sich majestätisch gegen den Himmel erstreckten wie Zeugen einer längst vergessenen Zeit.

Aber sie wird gelebt.

In einem Land, das von der Militärregierung gezeichnet ist. Mit freundlichen, lachenden Menschen, die sich mit ihrem Schicksal arrangiert zu haben scheinen und nur wenig von der Welt verstehen, die sich jenseits ihrer Grenzen abspielt.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er dem Boykott Aufruf folgt und nicht nach Myanmar reist.
Für uns steht nach dem Besuch fest, dass es die richtige Entscheidung war dorthin zu reisen.

Eine unvergessliche Reise, die die Augen für eine andere Welt öffnete und auf ewig Interesse an diesem Land weckte, über das so unglaublich wenig bekannt ist.


Myanmar/ Birma/ Burma

Das goldene Land

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