Samstag, April 23, 2005

THE BIG DURIAN

ERFAHRUNGSBERICHT

Nummer 05: 23. April




Letzte Woche machten Jasmin und ich uns auf um meine ehemalige Ausbildungskollegin Lisa in Jakarta zu besuchen. Sie ist seit November in Indonesien und ich war sehr gespannt darauf zu sehen, wie ihr Leben dort ist. Dass es unterschiedlich zu Singapur ist konnte ich mir gut vorstellen, aber ich war nicht auf das Vorbereitet, was uns erwartete.

Freitagabend machten wir uns mit der MRT auf zum Flughafen. Wir hatten keine große Eile, denn bei Singapore Airline kann man seit neuestem auch Online einchecken. Da wir nicht genau wussten, an welches Gate wir mussten, fragten wir vorsichtshalber noch mal nach. Nur um zu hören, dass wir doch noch zum Schalter müssen, wegen der Passkontrolle und um unseren Bordingpass zu erhalten. Irgendwie macht das ganze also keinen Sinn. Der Großteil der Zeit geht ja durchs Anstellen verloren…

Aber egal, wir kauften also hektisch noch zwei Flaschen mit guten Tropfen für Lisa, denn der Alkohol in Jakarta ist mindestens genauso teuer wie in Singapur. Verständlich, da muslimisches Land.

Danach ging es im Sauseschritt zum Gate. Die Maschine war fast leer und wir hatten einen angenehmen, erholsamen Flug.

Wir freuten uns auf die neue Erfahrung, denn so gut mir Singapur gefällt, manchmal komme ich mir vor wie im abgeschirmten „Kinderparadies“.

Ein Wochenendabenteuer würde uns gut tun, vor allem wieder die Augen geöffnet zu bekommen, dass es nicht allen Asiaten so gut geht.

Jakarta – ich wusste nicht viel über die Stadt, außer, dass sie die Hauptstadt Indonesiens ist und ein paar Eindrücke aus Lisas Erfahrungsberichte entnehmen konnte.

Jakarta hieß früher Batavia und erinntere mich gleich an unseren letzten Europaparkaufenthalt (Pirates of Batavia).

LonelyPlanet beschrieb die Stadt als „Big Durian“.

Für alle, die nicht wissen, was eine Durian ist, hier eine kurze Erklärung.

Durian ist eine Frucht, deren Gestank so schlimm ist, dass es sogar verboten ist sie mit in öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen.
Ich habe mich bis jetzt noch nicht ran getraut sie zu essen. Es ist einfach zu abschreckend.
Der Gestank kommt mir im CarreFour (Supermarkt) am Eingang schon entgegen…

Soviel auch zum Thema: Warum gibt’s die nicht in Deutschland?

Über Durians heißt es auch: „Smells like hell, tastes like heaven“.

Bis auf eine kleine Ausnahme, als mein Chef aus seinem letzten Urlaub getrocknete Durians aus der Tüte mitbrachte. Ich fand, dass es mehr nach Gemüse schmeckte, so nach Zwiebeln.

Übrigens ist bei uns im Büro ständig jemand, der Süßigkeiten oder Krabbenchips (sehr seltsame Kombi!) mitbringt. Aber Süßes können die hier GAR NICHT! Wenn ich gute deutsche Schokolade mitbringe oder Gummibärchen, sind alle total wild drauf, was auch echt verständlich ist, bedenkt man die Alternativen, wie Bohnen-Eis.

Bei der Arbeit läuft alles soweit OK. Ich habe gut zu tun und kann an vielen Stellen aushelfen. Auch übergeordnete Themen gehören zu meinen Aufgaben. Für das Infojahr sind die Tätigkeiten spannend und interessant.

Meine Kolleginnen sind auch sehr nett und haben mich nach anfänglichem Misstrauen gut in ihr Team integriert.

Ich erfahre immer den neuesten Tratsch und Insiderwissen, das ich an dieser Stelle leider nicht preisgeben kann. ;-)))

Natürlich liefern auch aktuelle Themen Gesprächsstoff. Allerdings nicht so sehr generell sondern speziell. Sprich, es interessiert sehr begrenzt, was außerhalb der Grenzen vor sich geht.
Thema Nr. 1 in letzter Zeit?
Nein, nicht die Papstwahl (Papst - Wer ist das überhaupt?), nicht mal der anbahnende Streit zwischen Japan und China.

Was war es, was die Singapurer beschäftigte?

Darf in unserem Land/Stadt ein Casino gebaut werden – Ja oder Nein?

Völlig hirnrissige Diskussion, wenn ihr mich fragt! Das Ja stand von vornherein fest, spielsüchtig wie die meisten hier sind. Außerdem lässt sich damit Geld verdienen, die zweite Lieblingsbeschäftigung der Singapurer gleich nach Geld ausgeben! ;-)

In zehn Jahren gibt es hier vermutlich das asiatische Las Vegas! Singapur ohne Casino ist wie eine Schießbude ohne Gewehr.

Wenn ich nicht täglich auf die Spiegel Online Seite gehen würde, wüsste ich nicht mal was in Asien los ist, wenn es nicht Singapur betrifft, was ja fast immer der Fall ist!

Und ein Vorurteil möchte ich hier auch noch ausgeräumt haben: Aiaten sind nicht ruhig! Da werden Diskussionen schon mal im Großraumbüro über zehn Schreibtische hinweg ausgefochten, bis der Chef eingreifen muss.

Aber auch an kleineren Meinungsverschiedenheiten wird meist das ganze Großraumbüro teilhaben gelassen. Auf menschlicher Ebene ist das tägliche Büroleben eine echte Herausforderung.

Womit wir bei den Gewittern wären. Heute früh gab es einen der berüchtigten Singapur-Schauer. Nachdem ich schon einige Zeit gewartet hatte, wollte ich nicht zu spät zur Arbeit kommen und machte mich mutig mit einem Schirm bewaffnet auf den Weg. Der sich leider, obwohl nicht gerade klein, mehr als Accessoires herausstellte als alles andere. Als ich unten an der Straße ankam, war ich schon sehr nass, ein Taxi war weit und breit nicht zu sehen, also machte ich mich schnellstens auf den Weg zur MRT. Die Straße erinnerte mich an den Untergang der Titanic. Mit Pfützen, so groß wie Swimming Pools!

Ich war glaube ich auch die einzige, die sich auf den Weg machte. An "Little India" angekommen, fühlte ich mich wie der begossene Pudel. Manchmal kann der Weg echt lang sein!
Das Wetter war Haarstreubend und natürlich hörte es 10 Minuten später auf! Genial!

Wenn es regnet ist es heiss, wenn es nicht regnet, ist es schwül und heiss. Damit es nicht langweilig wird, kühlen die Singapurer die Räume innen auf angenehme Kühlschranktemperaturen von 18°C und mittlerweile hat hier sogar schon eine Ice Bar eröffnet! Da hat es innen 0°C. Wenn man Winterklamotten trägt kostet es dafür auch keinen Eintritt!

Die Singapurer haben für mein Verständnis echt ein ziemlich gestörtes Kälte/Wärme Empfinden!

Aber egal ob kalt oder warm, Durians stinken immer. ;-)
Irgendwann jedenfalls werde ich meinen Ekel davor hoffentlich noch überwinden… Aber ich habe ja noch ein paar Monate Zeit.

Manche Leute verabscheuen sie, manche Leute können ihr nicht widerstehen.
Umso mehr wuchs meine Neugier auf Jakarta.

Nach der Landung, suchten wir den wenig einladenden Flughafen nach Lisa ab, ohne Erfolg.

Ein Indonesier lieh uns sein Handy und wir fragten nach. Der Taxifahrer, der sie eigentlich zum Flughafen fahren sollte, hatte sie eineinhalb Stunden in die falsche Richtung gefahren! Ich meine sich zu vertun kann schon mal vorkommen, aber das Wort Airport sollte eigentlich verständlich sein!

Im Gegenzug wollte der Handy-Indonesier natürlich, dass wir uns für 25 US$ in die Stadt fahren ließen!

Nee, das ging dann wirklich nicht. Wir stiegen in das nächst best offiziell aussehende Taxi und bestanden auf den Zähler.
Der Fahrer hielt uns noch irgendeinen Zettel mit einer Preistabelle, die wir aber absolut nicht verstanden unter die Nase und erzählte geduldig was es damit auf sich hatte… auf Indonesisch.

OK, aber egal. Wir freuten uns immer noch und kamen eine Stunde später bei Lisa an.
Natürlich machte der Taxifahrer dann Stress, als wir ihm seiner Meinung nach zu wenig gezahlt hätten…

Lisas Wohnung ist sehr beeindruckend, luxuriös und groß. Wahnsinn. Wenn ich da an meine Bude in Singapur denke… OK, OK, sie ist völlig in Ordnung für meine Ansprüche, aber ich hätte auch gegen so ein tolles Apartment (in Singapur allerdings!!!) nichts einzuwenden gehabt!

Nachdem wir es uns auf dem Balkon bei Wein gemütlich gemacht hatten, verquatschten wir uns natürlich gleich und kamen erst um 3 Uhr früh ins Bett. Machte nix, da wir ja erst vier Stunden später aufbrechen würden…


Lisa warnte uns, dass wir sowieso um halb fünf den Moscheen Beter (oder sollte ich eher Falsch-Singer sagen?) hören würden. Das Gebetshaus erschien mir aber weit genug entfernt, außerdem war ich SO müde, dass ich mir sicher war nichts zu hören.

Um Punkt 4:30 Uhr Jakarta Ortszeit stand ich fast senkrecht im Bett und wollte den Eindringling verscheuchen, der vor mir stand und mich mit einem Megaphon anplärrte. Das war mein Traum zu den Gebeten, die durch alle Wände gingen. Mal ganz von dem Lärm abgesehen, muss man dazu sagen, dass dieser Beter nicht wirklich die beste Stimmlage hat und keinen Ton halten konnte.

Oh mein Gott! Und das fünfmal am Tag!

Lisa meinte man würde sich daran gewöhnen, aber was zuviel ist ist zuviel. Wenn ich dann daran denke, dass sich manche Leute in Deutschland schon über Kirchenglocken beschweren. Die sollten echt mal einen Abstecher hierher machen!
Nach ca. 20 Minuten Ohrenqualen konnte ich dann weiterschlafen.

Wir wurden pünktlich von unserem persönlichen Guide abgeholt und machten uns auf zum Gede Pangrango National Park.
Gleich anfangs bekamen wir einen großen Karton mit Frühstück, was uns sehr gelegen kam, da wir keine Zeit mehr hatten etwas zu essen. Es gab Reis mit Hühnchen in Blätter gewickelt. Sehr, sehr gut!

Drei Stunden später - ich hatte natürlich die ganze Fahrt verschlafen, nur ab und zu war ich mal in der Lage die Augen für die tolle Landschaft zu öffnen – kamen wir an.
Die Luft war eine reine Wohltat nach dem Smog in Jakarta.
Auch im Gegensatz zu Singapur erschien sie hier mal wieder richtig frisch und es hatte angenehme, schätzungsweise 25°C.

Auf einem Modell des Berges zeigte uns unser Führer, wohin wir gehen würden und wir stellten uns auf einen lockeren Spaziergang ein. Im Allgemeinen sollen die Indonesier ja auch ein gemütliches Volk sein, dass es mit der Schnelligkeit nicht übertreibt. Tja, es gibt eben auch immer Ausnahmen.
Ich schätze mal, dass er sich die ganze Zeit fragte, wie europäische Frauen nur so langsam durch die Gegend dackeln können…
Aber er hat immer schön brav auf uns gewartet und zumindest nicht mit den Augen gerollt. Falls doch, haben wir es wenigstens nicht bemerkt.

Der Weg war extrem uneben mit vielen großen Steinen. Aber den Indonesier an sich schreckt so was grundsätzlich nicht ab! Der erklimmt schon mal nur mit Flip Flops den Berg. Und überhaupt? Wozu braucht man eigentlich Schuhe dazu, wenn es auch Barfuss geht?! Hallo?


Mir taten die Füße schon mit festem Schuhwerk weh und ich musste aufpassen wohin ich trete ohne meinen Stolpercounter auf 5 zu erhöhen!

Ansonsten wurden wir natürlich angeschaut, als wären wir vom anderen Stern.


An unserer ersten Station, dem Telga Biru (Blauer See), angekommen, mussten wir erstmal sehr abenteuerlich über einen Steg laufen, dessen beste Tage schon längst gezählt waren! Viele Bretter waren nicht mehr wirklich in einer waagerechten Position, wenn sie überhaupt noch vorhanden waren.




OK-LA, nicht runterschauen und vor allem nicht ausrutschen! Glitschig war es nämlich auch noch.




Der See war aber wirklich sehr, sehr schön. Wobei er seinem Namen absolut nicht gerecht wird. Die Grünfärbung ist wohl wetterbedingt zustande gekommen.



Weiter ging es zu den Cibereum waterfalls. Oben angekommen waren wir schon etwas am Ende und stürzten uns bei dem herrlichen Anblick von drei Wasserfällen auf den Rest des Frühstücks. Unser Guide hatte noch Maracuja gekauft. Wir waren zuerst gar nicht sicher, welche Frucht er in der Hand hielt. Immerhin kenne ich das nur als Bild auf einer Tetrapackung.

Erstmal war ich auch total ratlos wie man sie überhaupt isst. Ich musste unwillkürlich an meine Oma denken, als sie mir erzählte, wie sie damals die Bananenschale mit dem Messer öffnen wollte, als sie sie zum ersten Mal sah.
Hmmm, konnte ich in dem Moment absolut nachfühlen!

Eine Maracuja schmeckt ganz als der Saft. Außerdem war es eine kleine Überwindung, das Fruchtfleisch aus der Schale zu schlürfen. Es sah doch sehr unappetitlich aus. Der Geschmack war aber genial.

Nach vielen Bildern, Seufzern und noch mehr neugierigen Blicken der Indonesier, verabschiedeten wir uns schweren Herzens von der Naturschönheit.
Der Abstieg war fast noch schwieriger und wir waren sehr froh, als wir unten ankamen.

Es war kurz nach Mittag, als wir uns in den Botanischen Garten aufmachten. Was für eine Anlage!



Ich fand den Singapurischen ja schon sehr schön. Aber dieser war noch um einiges prächtiger und größer. Er war gepflegt und vor allem unglaublich weit! Wir liefen lange und schließlich konnten wir nicht mehr und setzten uns an einen See und genossen die Stille und die Luft.



Etwas erholt machten wir uns auf den Rückweg und zum Van.



Es ging nach kurzer Fahrt zur Taman Safari. Das war für mich absolute Premiere. Wir fuhren mit dem Auto durch den Zoo! Die Tiere liefen völlig frei rum. Wer lebensmüde genug gewesen wäre, hätte sogar einen Löwen streicheln können und mehr als ein Tier steckte seinen Kopf neugierig an unser Fenster.


Es war beeindruckend. Andererseits fragte ich mich, wie oft ein Tier wohl schon angefahren wurde. Manche Autos waren eindeutig zu schnell unterwegs.


Nachdem wir Elefanten noch den Rüssel schütteln durften, ging es zurück zur Big Durian.

Ausgehungert, brachte uns Lisa noch zu einen sehr guten Italiener bei dem wir den Abend bei einem tollen Essen, Wein und wundervoller Gitarrenmusik, live von einem eigens dafür Angestellten gespielt, ausklingen ließen.


Der nächste Tag ging wieder früh los. Diesmal wachte ich, bevor der Hahn zu krähen beginnt, zwar noch kurz auf, war aber zu K.O. um mich darüber überhaupt nur gedanklich zu beschweren.

Morgens geisterte dann schon Lisas gute Fee, auch Maid genannt, durch die Räume und zauberte uns ein hervorragendes Omelett. Also solche Vorzüge liegen schon oberhalb der Neidgrenze.

Was ich Lisa aber von Herzen gönne, nachdem ich „ihre“ Stadt an diesem Tag näher kennen gelernt habe.
Jakarta ist ein Drecksloch. So skurril und absurd, dass es fast schon wieder Anziehungskraft hat.
Wie konnte das Land nur so schön sein und so eine Hauptstadt haben?

Wir machten uns auf in den Osten zum Taman Mini Indonesia Indah. Das ist eine Art Freizeitpark, in dem alles dargestellt wird, was das Land ausmacht, Kultur, Kunst, Häuser, Bauten und Tiere. Jede der Inseln hat einen eigenen Bereich, der die markanten Dinge des jeweiligen Teiles beinhaltet. Der Park war wirklich eine schöne Idee und sehr interessant. Da Sonntag war, wimmelte es nur von Indonesiern.
Jeder Einwohner muss übrigens umgerechnet ca. 100 € zahlen, wenn er das Land verlassen will. Dementsprechend machen viele Leute nicht woanders Urlaub, da sie es sich schlichtweg nicht leisten können.



Ganz Indonesien wurde auf einem großen künstlich angelegten See mit den Inseln dargestellt.


Mit der Seilbahn schwebt man über den Park und kann sich einen guten Überblick verschaffen.

Das hört sich jetzt toll, an, die Gondeln sahen aber wenig vertrauenserweckend aus und ich wollte mir die zur Reperatur anstehenden gar nicht näher anschauen. Auf jeden Fall war klar: Nicht gegen die Tür lehen – am besten gleich die Hände davon wegnehmen!

Am besten gefiel mir Bali mit den Tempeln. Das steht auch noch ganz oben mit auf meiner „Must-See-Liste“ bis Dezember.


In einem kleinen Reptilienpark berührte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Schlange. Aber nicht irgendeine, nein es musste gleich ein Riesenexemplar sein, das ich mir um den Hals hängen ließ.


Aber es war ein angenehmes Gefühl. Gar nicht glitschig oder kalt, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.



Nachdem wir noch das Nationalmonument gesehen hatten, begann ich den Verkehr immer faszinierender zu finden. Es war unglaublich, wie was man auf einem Mofa neben Personen noch so alles transportieren kann.



Unser absolutes Highlight war ein Beifahrer mit rechts und links je einen Fahrradreifen und auf dem Kopf (!) ungefähr vier Hocker sitzend. Tja, so können „Schutzhelme“ in Indonesien aussehen! ;-)))




Ansonsten musste ich schon das eine oder andere Mal die Augen schließen und hörte es in Gedanken schon krachen.

Was mir wirklich zu schaffen machen würde, müsste ich hier leben, wäre die Tatsache hier nicht mal öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu können. U-Bahn gibt es nicht. Die Busse haben keine Tür und anscheinend nicht mal eine richtige Haltestelle. Man wird von irgendjemand „herein gezogen“. Laufen ist schon gar nicht drin, zu viel Smog, zu gefährlich, zu viel Verkehr. Immer nur mit dem Taxi unterwegs zu sein, noch dazu ohne die Gewissheit immer da anzukommen, wo man hin möchte, wäre nichts für mich.

Die nächsten Punkte auf unserer Stadtrundfahrt waren zwei Museen und schließlich Chinatown.


Das war das erschreckendste, was ich je gesehen habe. Die Menschen lagen buchstäblich im Müll und aßen dort noch. Fotos wollte ich nicht machen, zu schockierend war der Anblick.
Die Bilder der Armut und des Elends in diesen Vierteln haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Der Gestank der Durian schoss mir durch den Kopf! Welch ein Vergleich!

Dann der Hafen. Das Wasser war mehr Kloake als alles andere! Die dort ankernde Schiffe wurden be- und entladen von dunklen vermummten Arbeitern mit - wie sollte es auch anders sein (?) - Flip Flops. Ansonsten waren kaum Leute da.


Die Blicke, die man uns zuwarf waren auch mehr als unangenehm.




Jetzt bemerkte ich erst richtig, wie anders Jakarta doch war. Nicht nur wenn ich an Europa dachte, vor allem aber an Singapur.

Klar wurde mir auch, dass ich an diesen zwei Tagen nur zwei andere westliche Frauen zu Gesicht bekam. Auch westliche Männer waren sehr spärlich gesäht. Ich glaube den letzten hatte ich am Flughafen aus dem Blick verloren.

Nach dem Schock ließen wir die Eindrücke des Wochenendes im wundervollen Café Batavia setzen.
Es ist noch richtig im Kolonialstil erhalten und die Karte ist auf der Rückseite von Bilderrahmen gedruckt, die die Holzbalken zieren. Originell.

Das Essen und der Cappuccino waren hervorragend und wir stießen auf ein wirklich erlebnisreiches Wochenende an.


Ich war erleichtert wieder im Flugzeug zu sitzen. Seit der letzten Reise habe ich immer das Gefühl „nach Hause“ zu kommen, wenn ich wieder in Singapur bin. So schön wie die Reisen in Süd-Ostasien doch sind, ich bin immer wieder froh in das „Kinderparadies“ zurückzukehren. ;-)

Lächelnd fuhr ich mit der MRT zurück nach Bugis, gönnte mir ein Taxi heim und war total froh, mich wieder frei bewegen zu können.

Singapur ist Asien Light.

Entweder man liebt es oder man hasst es. Ich habe mich längst für ersteres entschieden. Die Singapurer sind stolz auf ihren Stadtstaat und das können sie meiner Meinung nach auch sein.

Singapurer sind aber auch selbstkritisch und machen Witze über sich selbst (natürlich darf man als Fremder keinesfalls mitlästern!!!). Z.B. mußte ich über den Artikel einer Zeitung amüsieren:

"Singapore - A nation of plastic bag junkies?"

Man bekommt hier wirklich bei jedem Einkauf nicht nur zwei Tüten, sonder mindestens fünf. Alles wird extra verpackt, der Käse zusammen mit der Milch, das Brot mit den Keksen, Getränke sowieso noch mal gesondert. Laut der Zeitung ist der Verbrauch der
Singapurer pro Kopf sogar um einiges höher als in den USA.

Als ich heute vom Plaza Singapura durch den kleinen Park zurück zu meiner Wohnung lief dachte ich darüber nach, wie schön die Stadt doch ist, eine kleine Oase.

Ich genoss die Stille und zumindest etwas kühlere Luft, als die Ruhe durch einen Singapurer, der gerade, als er an mir vorbeilief seine „Atemwege reinigte“ (für alle die es nicht wissen, was das bedeutet: richtig schön seinen Rotz von den tiefsten Winkeln hervorziehen und durch die Mund ausspucken) ein jähes Ende nahm.

Schmunzelnd lief ich weiter.

Asien bleibt Asien! ;-)

Montag, April 11, 2005

A NICE WEEKEND IN SINGAPORE

ZUSATZBERICHT

Nummer 05: 11. April


Freitagabend!

Eigentlich ist die Musik hier echt nicht mein Ding, Techno, Dance und R&B… aber ab und zu muss man sich eben auch mit weniger zufrieden geben… vor allem, wenn man in Diskostimmung ist.

June rief mich in der Arbeit noch an und sagte, sie würde mit ihren Freundinnen noch ins Zouk gehen, der IN-Disko in Singapur.

Chrissy und ich waren vor einiger Zeit schon mal da, als wir dachten dort wäre ein Konzert. War es eigentlich auch. Wir kannten die „Band“ nur nicht. Es sollten Deutsche sein, waren es auch, aber die entpuppten sich eher als DJ’s als alles andere.

Abends mit Singapurern wegzugehen läuft etwas anders ab.

Erst mussten wir eine halbe Stunde auf June warten, dann noch ein ganzes Stück auf den Bus, schließlich gingen wir noch für ein Stündchen einen Kaffee trinken, quatschten, bewunderten Junes neues Handy und kamen irgendwann ca. zwei Stunden später in der Disko an.

Im Zouk sind fast nur Asiaten unterwegs und schon früh in der Nacht war die Tanzfläche zum Platzen gefüllt. Es war eine ganz tolle Stimmung, wir tanzten bis unsere Füße streikten und hatten eine Menge Spaß.



Lustig war es auch, als die Mädels zwischendurch zum (Men-)“Sightseeing“ gingen. ;-)



Am Samstag war ein wunderschönes Ereignis hier.

In einem tollen Park, zu dem ich sogar hinlaufen konnte, fand eine Open Air Ballett Vorstellung statt.

Jasmin, Agnes, ihr Mann Ivan und ich waren dort.

Ich finde es immer noch unglaublich mutig von Agnes, dass sie alle Brücken hinter sich abgebrochen hat um hier mit Ivan ihr zukünftiges Leben zu verbringen.




Andererseits ist Ivan schon ein außergewöhnlicher, gleich auf Anhieb, sympathischer Singapurer. Sehr offen und aufgeschlossen.

Bevor die Veranstaltung begann, hatten wir ein schönes Picknick. Jasmin hatte Reissalat mitgebracht, Agnes & Ivan Sandwichs, ich eine Packung Ferrero Küsschen, Gummibärchen und eine Flasche Wein (alles original aus D). Es war super!




Das Wetter spielte zum Glück auch mit, obwohl es die ganze Woche über nicht so ausgesehen hatte.

In letzter Zeit gibt es öfters extreme „IT’S-RAINING-CATS-AND-DOGS-SCHAUER“, die zwar nicht so lang dauern, aber bei denen jeder noch so großer, stabiler Schirm zum Scheitern verurteilt ist, mal ganz von den bereits erwähnten spiegelglatten Straßen abgesehen.

Jedenfalls sahen wir sogar tatsächlich ein paar Sterne und es war eine wunderschöne Stimmung, als die Tänzer begannen.

Im Anschluss tranken wir noch gemütlich den Rest des Weines und schlenderten durch den Park zurück.

Samstag, April 09, 2005

BESUCH AUS DER FERNE & DIE MONSTERFAHRT ZUM "THE BEACH"

ERFAHRUNGSBERICHT


Nummer 04: 09. April


OKAY-LA, es klappt hier wirklich nicht regelmäßig alle Ereignisse aufzuschreiben, weil einfach keine Zeit bleibt!

Und wer mich kennt weiß, dass ich sehr, sehr gerne schreibe. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal zu den Personen gehöre, die das sagen, aber es ist wirklich so!

Jetzt allerdings, zwischen einer Waschmaschinenladung und dem Open Air Event „Ballet Under The Stars“, nehme ich mir doch ein Stündchen um alles festzuhalten.

Was ist also alles im letzten Monat passiert?

Zuerst hatte ich einen längeren Besuch von meinen Eltern, was mich unglaublich gefreut hat, immerhin sind sie ja noch nie so weit geflogen.

In der ersten Woche nach ihrer Ankunft waren wir in der New Asia Bar, die man, wie ich jetzt erst feststellte, sogar von meinem Apartment aus sehen kann!

Oben kann man auch zumindest die Anlage erahnen, allerdings ist da nur ein dunkler Fleck. Das einzige, was in der Nähe zu sehen war, war das Zeichen vom Plaza Singapura.

Da ist mir erst richtig aufgefallen, wie unglaublich zentral ich wohne und trotzdem ist eine Stille hier! Nur ein paar Vögel wecken mich früh auf.

Heute zum Beispiel hat es sich eine Taube auf meinem Fenstersims bequem gemacht und fröhlich vor sich hin gegurgelt. Tiere sind hier schon so eine Sache! Jetzt habe ich hoffentlich meine kleine Ameisensammlung ausgerottet und die zwei nervigen Vögel, die ihr Geschäft immer auf meinem kleinen Waschbalkon verrichteten, sind auch nicht mehr aufgetaucht.

Aber zurück zu unserem Cocktailabend.

Die New Asia Bar war gerappelt voll, keine Aussicht auf einen Platz. Nur ein kleiner ein-Mann Tisch stand einsam und verlassen am Fenster. Meine Mutter schnappte sich den allerdings sofort, während mein Vater und ich uns um die Cocktails kümmerten. Als ich wieder zum Tisch kam, meinte sie am Nachbartisch wäre noch etwas frei.

Ich tippte einem netten Mann auf die Schulter und fragte nach dem Hocker. Er sah mich erst irritiert an, sprang dann aber sofort auf.

Nachdem wir die Aussicht etwas genossen, meinte meine Mutter, dass ihr die Leute so bekannt vorkommen. Völlig unauffällig verrenkten wir die Köpfe und schließlich kamen wir überein, dass es deutsche Filmschauspieler waren.

Mein Vater bekam von alldem nichts mit und begann lockerflockig ein Gespräch mit dem Nachbartisch.

„Ach, Sie sind auch aus Deutschland? – Woher kommen Sie denn?“

Usw.

Schließlich klärten wir ihn auf.

Als wir gingen, setzte sich mein Vater noch mal direkt an den Tisch und fragte nach den Namen (weil er ja nicht viel fernsieht) und welchen Film sie denn gedreht hatten.

Die Namen sind Eva Habermann und Daniel Morgenrot.

Und für alle zum Mitschreiben:

2. WEIHNACHTSFEIERTAG 20:15 UHR
DAS TRAUMSCHIFF: BALI & SINGAPUR

Da das genau dann läuft, wenn mein Infojahr beendet ist, ist der Termin natürlich ganz fett im Kalender markiert!


Den nächsten Ausflug, den wir zusammen unternahmen war am MacRitchie Reservat.

Da ist der Urwald Singapurs.

Wir unternahmen einen schönen Spaziergang und sahen auch jede Menge Tiere, Leguane, Schildkröten und kleinen Affen, die mein Vater aus unerfindlichen Gründen ziemlich ärgern musste, als Mama und Papa allerdings aus dem Dickicht ankamen um ihren Schützlingen zur Hilfe zu eilen, ergriff er schnell die Flucht. Das war es dann mit den schönen Bilder, die ich gerade schießen wollte…

Mit einer Praktikantin und einem „deutschen“ Local, war ich noch mal dort. Diesmal ging es aber zum Tree Top Walk.

Das ist eine lange Hängebrücke, von wo aus man einen tollen Blick über den Urwald hat.


Dann kam der verhängnisvolle Tag, an dem ich ohne genauer Nachzufragen zugesagt habe mit drei anderen Praktikanten über die Osterfeiertage mit nach Phuket zu fahren.

Ich wusste, dass der Flug nicht ab Singapur geht, ging aber davon aus, dass er ab Johor Bahru (das ist die Malaysische Grenzstadt zu Singapur) starten würde.

Als ich dann beim Mittagessen auf die ausgedruckte Internetbestätigung blickte, blieb mir fast der Fisch im Hals stecken. Unser Organisator hatte doch tatsächlich ab Kuala Lumpur gebucht!

Frage mich bis heute, ob er überhaupt realisiert hat, dass wir unseren „kostbaren“ freien Tag nur unterwegs verbracht haben.

Die Flugzeiten waren am Freitag ab 13 Uhr ab KL und am Sonntag an um 15:45 Uhr!

Aber OKAY! Jetzt war alles schon gebucht und eine Stornierung war nicht möglich.

Also fuhren wir am Donnerstagabend um 20 Uhr ab Singapur in Richtung Malaysia, nach JB zum Busbahnhof. Dort angekommen, stiegen wir um 23 Uhr in den Nachtbus nach KL.

Zumindest die Busfahrt war sehr entspannend. Die Sitze konnte man soweit zurücklehnen, dass man bequem schlafen konnte, ohne dass der Kopf an der Scheibe oder unbequem auf der eigenen oder schlimmer fremden Schulter seinen Platz finden musste.

Völlig verpeilt kamen wir um 5 Uhr morgens in der dunklen Hauptstadt Malaysias an.



Es war schon unheimlich. Die Stadt war keineswegs leergefegt, wie man meinen könnte. Es waren sogar viele Leute unterwegs, wobei man unterwegs nicht sagen kann, eher, dass sie rum standen, auf irgendetwas warteten und uns anstarrten, als wären wir mit einem Ufo gelandet und ET persönlich hätte uns die Türe aufgehalten.

Schließlich liefen wir ein paar Schritte, unschlüssig wohin wir um diese Zeit gehen sollten, um einen Kaffee zu bekommen.

Immer im Schlepptau einen Amerikaner, den wir in JB kennen gelernt hatten und der nicht mehr von unserer Seite weichen wollte. Schließlich überzeugten uns die Beiden (Ami und unser Organisator), dass wir doch nach China Town sollten. Dort angekommen, war es dann wirklich Menschenleer. Selbst der McDonald, unsere letzte Hoffnung, würde erst in zwei Stunden aufmachen.

Also weiter zu den Twin Towern, ups, sorry, sie heißen natürlich Petronas Tower.

Dort bekamen wir auch sehr gutes Malaysisches Frühstück, Prata und Kaffee – VEEERYYYYY NIIIIIIICCCCCEEEE -.

Das steigerte meine Stimmung auch wieder. Nach dem schönen Sonnenaufgang machten wir uns auf den Weg zu den Türmen und wir reihten uns in die vielen Besucherströme ein, die auch anstanden, um ein kostenloses Ticket für die Skybridge (die die Türme verbindet) zu ergattern.

Diesmal hatten wir Glück und nach etwas gutem Zureden bekamen wir sogar noch einen frühen Termin.

10 Minuten hatten wir Zeit um die tolle Aussicht über KL zu genießen.

Danach ging es wieder runter und auf den Weg zum Flughafen.

Der Flughafen von KL ist sehr schön, hell und RIESIG!

Ich weiß nicht, für wie viele Leute er ausgerichtet wurde auf jeden Fall machte sich an diesem Tag nur ein Bruchteil davon auf eine andere Stadt zu besuchen.

Am Gate angekommen warteten wir brav drauf, aufgerufen zu werden… vergeblich.

Erst hatte die Maschine Verspätung, dann wurden wir fröhlich von einem Gate zum anderen geschickt mit der Aussage, sie wüssten selbst noch nicht, wo sie die Maschine parken wollten!

Irgendwann saßen wir dann doch im Flugzeug und als wir durch die Wolken die ganzen kleinen traumhaften Inseln sahen, schließlich in Phuket landeten, war die ganze Anstrengung vergessen und wir freuten uns auf einen tollen Strand.

Nach einer weiteren Stunde fahrt mit dem Kleinbus des Copenhagen Guesthouses, wo wir abgestiegen sind, konnten wir unsere Zimmer beziehen und endlich an den Strand.

Nach der 20stündigen Monsterreise konnten wir den Sand unter unseren Füßen spüren und einen wunderschönen Sonnenuntergang miterleben.



Die friedlichen Stunden unter dem sich immer dunkler färbenden Thailändischem Himmel werde ich wohl so schnell nicht vergessen.


Und verflixt! War es kalt, als die Sonne untergegangen war und wir den Rückweg antraten. In diesem Moment dämmerte mir auch, wie verrückt das war!

Es hatte bestimmt noch 25°C. Aber nach zwei Monaten tropischen Temperaturen verändern sich Empfindungen und ich möchte lieber nicht dran denken, wie es sich erst anfühlt in ein paar Monaten morgens im kalten Deutschland in Nürnberg zu landen!

Abends zogen wir dann noch etwas in Kata herum, immer mit dem unbestimmten Gefühl, dass hier, an Ostern, mit Sicherheit letztes Jahr alles voll war. Jetzt hingegen waren die Straßen und Kneipen total leergefegt.

Es gibt mit Sicherheit noch verwüstete Gegenden hier, aber als Touristen sahen wir davon absolut nichts. Hätte ich nicht gewusst, was hier vor kurzem passierte, wäre mir nichts aufgefallen.

Nach einem ausgezeichnetem Abendessen mit frisch zubereiteten Frühlingsrollen als Vorspeise, schlenderten wir durch die kleinen Läden und entschieden uns schließlich am nächsten Tag einen Ausflug auf eine der traumhaften Inseln zu machen, die sich nicht weit von Phuket befanden.

Unser Ziel am nächsten Morgen um 8 Uhr hieß Koh Phi Phi.

Dort wurde „The Beach“ gedreht. Ein Film, den ich mir demnächst unbedingt anschauen muss. Auch wenn die Handlung und der Schauspieler mit Sicherheit nicht mein Fall sind. Alleine für den Hintergrund lohnt es sich!

Wir wurden pünktlich abgeholt und zum Hafen gebracht. Als wir zum Speedboat (diesmal war es wirklich eines!) am Strand entlangliefen, waren da ganz fiese sandfarbene Seile gespannt und obwohl ich das eine sogar noch erkannte, schaffte ich es trotzdem darüber zu stolpern und mich längs in den Sand zu legen, der noch dazu gar nicht sehr fein war. SUPER! Das fing toll an.

Mein Infojahr-Stolper-Counter steigt damit auf 4.

Das erste Mal in Berlin, die anderen beiden Male waren in Singapur. Allerdings immer nachdem es geregnet hatte, da verwandeln sich die Straßen nämlich in Glatteis und außerdem sind die Stufen hier manchmal selbst für meine Füße zu klein!

Also wieder aufgerappelt und rein ins Boot. Normalerweise wird mir ja wirklich nicht so schnell schlecht. Aber bei der Fahrweise drehte sich selbst mir der Magen rum.

Wir waren 20 Leute an Bord und einer nach dem anderen verlor jegliche Farbe seines Gesichtes.

Meine weitere Sorge, gleich nach der dass sich mein Frühstück wohl wie ein Milchshake der gerade gut aufgeschäumt wurde, in meinem Magen immer weiter ausdehnte, war, dass das Boot in einem ganzen Stück ankam. Jedes Mal, wenn es wieder auf dem Meer landete, tat es einen Schlag, der durch Mark und Bein ging.

Angekommen jedoch, war in einem Sekundenbruchteil die ganze Anstrengung, die irrsinnige Fahrt, die wir hinter uns hatten, wie weggeblasen. Plötzlich waren alle Gedanken verflogen, um einem neuen Platz zu machen. Dem nämlich alle Eindrücke aufzunehmen, zu konservieren, irgendwie zu behalten, nur um eines nicht zu tun, diese unglaublichen Anblicke, die sich uns gerade boten und während des Tages noch bieten würden, zu vergessen.



Wie konnte die Insel so kurz zuvor solcher Wucht ausgesetzt und jetzt bereits wieder ein solch wundervolles Paradies sein, dass ich manchmal glaubte, das alles konnte nicht real sein?



Wir blieben ein Stück an der Maya Bay, mussten aber viel zu früh wieder weiter.


Diesmal durften wir vor der Küste vom Boot ins Wasser und Schnorcheln. Die Fische wurden mit Weißbrot angelockt, was teilweise echt zuviel des Guten war. Nachdem die netten, farbenfrohen Fische nämlich durch die Brille um einiges größer aussahen, als sie tatsächlich waren und sich plötzlich tausende um einen zu versammeln schienen...


...man muss dazu sagen, dass ich kurz zuvor Frank Schätzing’s „Der Schwarm“ – absolut empfehlenswert, eines der besten Bücher, die mir bisher zwischen die Finger gekommen sind - gelesen hatte und es nicht gerade dazu beitrug mich wohler zu fühlen.
Zumindest konnte ich damit aber meine Reisebegleitung beruhigen, dass ich jetzt in der Lage war einen Tsunami rechtzeitig zu erkennen!

Bei den Fischschwärmen half aber alles nichts und viele ergriffen, darunter auch ich, die Flucht zurück aufs Boot.

Danach ging es weiter, wir fuhren durch eine Schlucht und auch hier konnten wir ins wunderschöne azurblaue Wasser springen und baden.






Die nächsten Stellen waren die „Viking Cave“, die wohl früher ein Unterschlupf für Piraten gewesen war, dann folgte der Monkey Beach.




An dem Strand, an dem wir nur anlegten, aber nicht aussteigen durften, waren tatsächlich viele Affen, die auf Essen hofften.



Auch hier ein wundervoller Anblick, das Wasser, der feine Sand, es war atemberaubend.

Der Magen knurrte und unsere Reiseleitung teilte uns mit, dass wir auf einer anderen Insel unser Lunch einnehmen „mussten“, als ursprünglich geplant. Als wir die zweite Wahl sahen, hüpften wir fast in die Luft vor Freude!

Die Insel war sehr klein. Es gab nur eine kleine Vorrichtung für die Essensgäste, ein paar Liegestühle und sonst nichts.




Von der Toilette abgesehen, ein Paradies, eines von vielen, die ich hier gesehen habe.

Aber diese kleine Insel habe ich wirklich in mein Herz geschlossen und werde mich immer daran erinnern.



Das Essen war hervorragend und danach hatten wir noch eine gute Stunde Zeit die Landschaft zu genießen. Die Zeit verging wie im Flug.

Weiter ging es zu unserer letzten Insel für heute.

Wir verbrachten die Zeit dort mit Schnorcheln, fotografieren, schwimmen und faul am Strand liegen.

Der Tag war einfach unbeschreiblich traumhaft gewesen, den wir zurück in Phuket mit einem unglaublich gutem Abendessen und Cocktails ausklingen ließen.



Am nächsten Ostermorgen standen wir früh auf, um auch von Phuket selbst noch etwas zu haben. Lagen am Strand, sprangen ins Wasser und schließlich frühstückten wir gemeinsam und schlossen damit unser Traum-Wochenende ab.




Der Albtraum stand noch bevor, die Monsterfahrt zurück.

Um 10 Uhr morgens ging es mit dem Taxi zum Flughafen. Der Flug zurück nach KL war planmäßig ohne Überraschungen.

Von dort aus hätte ich am liebsten direkt einen Flieger nach Singapur genommen. Aber es war aussichtslos noch einen freien Platz zu bekommen.

Also versuchten wir mit den Leuten über die Taxifahrt nach JB zu verhandeln. Wir hatten wohl unglaubliche Preisvorstellungen, die meisten lachten uns erstmal aus. Nach einer Stunde gaben wir uns schließlich mit 300 MYR zufrieden. Am nächsten Montag erfuhren wir, dass das ein SEHR guter Preis war. Wir hingegen kamen uns in diesem Moment ziemlich über den Tisch gezogen vor.

Die Fahrt war der Horror. Die Klimaanlage ließ sich angeblich nicht regulieren. Aber was soll man schon von einem Fahrer erwarten, der noch nicht mal wusste, wo er das Gebläse am Auto einschalten konnte? Besser gesagt, er wusste nicht mal, dass es so eine Vorrichtung gab!

Also wechselten wir immer mal wieder zwischen offenem Fenster und Gefrierschrank ab.

Ich sah meinen hartnäckigen Husten, den ich schon seit vier Wochen mit mir rumgeschleppt hatte und der in Thailand nach einem Tag verschwand, wiederkehren.

Zumindest diese Befürchtung wurde nicht erfüllt.

Von JB zurück wurde es nicht besser. Wir brauchten von neun Uhr ab drei Stunden um nach Singapur zurückzukommen.

Die beiden Grenzposten waren voll gestopft mit Reisenden. Es wurde gedrängelt, geschuppst und von der schlechten Luft gar nicht zu reden.

Dummerweise hatten wir dann auch noch den falschen Linienbus, der nur bis zu einer sehr nördlich gelegenen MRT Station und nicht zurück zum Busbahnhof Queenstreet fuhr.

Mit der MRT kamen wir zu allem Überfluss ungefähr bis zur Hälfte der Strecke, als sie plötzlich stehen blieb. Das war der letzte Zug gewesen! KLASSE! Also mit dem Taxi bis heim, wo ich um Mitternacht ankam.

Warum wir diese Monsterfahrt gemacht haben, ist jenseits allen rationalen Denkens. Es ist so sinnig, als würde man mal eben für einen Tag nach Amerika fliegen. Wir waren einmal 20 und zurück 12 Stunden unterwegs,

Taxi - Bus – Bus – Taxi – Skytrain - Aufzug ;-) – Taxi – Flieger - Kleinbus

zurück

Auto – Flieger – Taxi – Bus – MRT - Taxi.

Es war die wohl die anstrengendste Reise, die ich je unternommen habe - für einen einzigen Tag - .

Aber das alles rückt in den Hintergrund, die Mühe verblasst, wenn ich zurück denke an die wunderschöne Zeit, die wir dort zusammen verbracht haben und die Bilder haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Solche Tage vergisst man einfach nicht.


Momentan geht es mir in Singapur richtig gut.

Die Stadt ist einfach toll. Man ist so schnell an den schönsten Orten und trotzdem ist alles sehr westlich, sauber, sicher. Hier meine Top 10 Liste, was ich garantiert nächstes Jahr in Good Old Germany vermissen werde:

- nachts durch die Straßen zu schlendern ohne zu frieren

- am Clark Quay zu sitzen und die Beleuchtete Silhouette Singapurs zu bewundern

- mich nach einer langen Diskonacht einfach ins Taxi zu setzen und direkt vor die Tür bringen zu lassen

- nach der Arbeit einen frisch gepressten Fruchtsaft in Little India zu trinken

- Sakae Sushi

- mal eben übers Wochenende an Traumstrände zu fahren

- kein Stau

- mittags unter Palmen zu essen

- wieder das Gefühl zu haben alles in DM zu bezahlen

- sommerschuhe einkaufen zu gehen

Mit Sicherheit könnte ich spontan auch 10 Punkte aufzählen, warum ich nächstes Jahr unglaublich gern wieder daheim sein will. Aber momentan genieße ich die Zeit sehr.

Es sind ein paar tolle Leute hier. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl zu wissen, dass fast alle längst wieder zuhause sind, wenn ich schließlich in das Flugzeug zurück steige.

Bis es soweit ist gibt es aber hoffentlich noch viele tolle Eindrücke und natürlich auch Berichte…

Eine andere Praktikantin und ich haben uns jetzt übrigens im Fitnessstudio angemeldet. Es würde hier schon tolle Parks zum Joggen geben, aber wer käme schon auf die Idee in der Sauna Sport zu treiben?

Also überwanden wir unseren Schweinehund.

Und es war die absolut richtige Entscheidung. Es gibt so viele tolle Kurse dort!

Ich war schon zweimal beim Bodycombat. Das sind Bewegungsabläufe vom Kickboxen zu Musik kombiniert. Aber absolut genial gemacht. Ist echt super zu sehen, wie die so viele Singapurer völlig ausgeflippt rumhüpfen und dabei losbrüllen.

Mitmachen ist natürlich genauso spaßig.

Außerdem kann man da wunderbar Aggressionen abbauen.

Mein Lieblingstrainer ist jetzt schon William. Der Mann ist absolut genial.

Leider kann ich am Donnerstag nicht, weil wir da mit der Abteilung zur Nightsafari gehen und am Sonntag, wäre die nächste Stunde, bin ich dann in Jakarta.

Manchmal könnte ich mich hier echt vierteilen! ;-)

Bis demnächst!

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