THE BIG DURIAN
ERFAHRUNGSBERICHT
Nummer 05: 23. April
Letzte Woche machten Jasmin und ich uns auf um meine ehemalige Ausbildungskollegin Lisa in Jakarta zu besuchen. Sie ist seit November in Indonesien und ich war sehr gespannt darauf zu sehen, wie ihr Leben dort ist. Dass es unterschiedlich zu Singapur ist konnte ich mir gut vorstellen, aber ich war nicht auf das Vorbereitet, was uns erwartete.
Freitagabend machten wir uns mit der MRT auf zum Flughafen. Wir hatten keine große Eile, denn bei Singapore Airline kann man seit neuestem auch Online einchecken. Da wir nicht genau wussten, an welches Gate wir mussten, fragten wir vorsichtshalber noch mal nach. Nur um zu hören, dass wir doch noch zum Schalter müssen, wegen der Passkontrolle und um unseren Bordingpass zu erhalten. Irgendwie macht das ganze also keinen Sinn. Der Großteil der Zeit geht ja durchs Anstellen verloren…
Aber egal, wir kauften also hektisch noch zwei Flaschen mit guten Tropfen für Lisa, denn der Alkohol in Jakarta ist mindestens genauso teuer wie in Singapur. Verständlich, da muslimisches Land.
Danach ging es im Sauseschritt zum Gate. Die Maschine war fast leer und wir hatten einen angenehmen, erholsamen Flug.
Wir freuten uns auf die neue Erfahrung, denn so gut mir Singapur gefällt, manchmal komme ich mir vor wie im abgeschirmten „Kinderparadies“.
Ein Wochenendabenteuer würde uns gut tun, vor allem wieder die Augen geöffnet zu bekommen, dass es nicht allen Asiaten so gut geht.
Jakarta – ich wusste nicht viel über die Stadt, außer, dass sie die Hauptstadt Indonesiens ist und ein paar Eindrücke aus Lisas Erfahrungsberichte entnehmen konnte.
Jakarta hieß früher Batavia und erinntere mich gleich an unseren letzten Europaparkaufenthalt (Pirates of Batavia).
LonelyPlanet beschrieb die Stadt als „Big Durian“.
Für alle, die nicht wissen, was eine Durian ist, hier eine kurze Erklärung.
Durian ist eine Frucht, deren Gestank so schlimm ist, dass es sogar verboten ist sie mit in öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen.
Ich habe mich bis jetzt noch nicht ran getraut sie zu essen. Es ist einfach zu abschreckend.
Der Gestank kommt mir im CarreFour (Supermarkt) am Eingang schon entgegen…
Soviel auch zum Thema: Warum gibt’s die nicht in Deutschland?
Über Durians heißt es auch: „Smells like hell, tastes like heaven“.
Bis auf eine kleine Ausnahme, als mein Chef aus seinem letzten Urlaub getrocknete Durians aus der Tüte mitbrachte. Ich fand, dass es mehr nach Gemüse schmeckte, so nach Zwiebeln.
Übrigens ist bei uns im Büro ständig jemand, der Süßigkeiten oder Krabbenchips (sehr seltsame Kombi!) mitbringt. Aber Süßes können die hier GAR NICHT! Wenn ich gute deutsche Schokolade mitbringe oder Gummibärchen, sind alle total wild drauf, was auch echt verständlich ist, bedenkt man die Alternativen, wie Bohnen-Eis.
Bei der Arbeit läuft alles soweit OK. Ich habe gut zu tun und kann an vielen Stellen aushelfen. Auch übergeordnete Themen gehören zu meinen Aufgaben. Für das Infojahr sind die Tätigkeiten spannend und interessant.
Meine Kolleginnen sind auch sehr nett und haben mich nach anfänglichem Misstrauen gut in ihr Team integriert.
Ich erfahre immer den neuesten Tratsch und Insiderwissen, das ich an dieser Stelle leider nicht preisgeben kann. ;-)))
Natürlich liefern auch aktuelle Themen Gesprächsstoff. Allerdings nicht so sehr generell sondern speziell. Sprich, es interessiert sehr begrenzt, was außerhalb der Grenzen vor sich geht.
Thema Nr. 1 in letzter Zeit?
Nein, nicht die Papstwahl (Papst - Wer ist das überhaupt?), nicht mal der anbahnende Streit zwischen Japan und China.
Was war es, was die Singapurer beschäftigte?
Darf in unserem Land/Stadt ein Casino gebaut werden – Ja oder Nein?
Völlig hirnrissige Diskussion, wenn ihr mich fragt! Das Ja stand von vornherein fest, spielsüchtig wie die meisten hier sind. Außerdem lässt sich damit Geld verdienen, die zweite Lieblingsbeschäftigung der Singapurer gleich nach Geld ausgeben! ;-)
In zehn Jahren gibt es hier vermutlich das asiatische Las Vegas! Singapur ohne Casino ist wie eine Schießbude ohne Gewehr.
Wenn ich nicht täglich auf die Spiegel Online Seite gehen würde, wüsste ich nicht mal was in Asien los ist, wenn es nicht Singapur betrifft, was ja fast immer der Fall ist!
Und ein Vorurteil möchte ich hier auch noch ausgeräumt haben: Aiaten sind nicht ruhig! Da werden Diskussionen schon mal im Großraumbüro über zehn Schreibtische hinweg ausgefochten, bis der Chef eingreifen muss.
Aber auch an kleineren Meinungsverschiedenheiten wird meist das ganze Großraumbüro teilhaben gelassen. Auf menschlicher Ebene ist das tägliche Büroleben eine echte Herausforderung.
Womit wir bei den Gewittern wären. Heute früh gab es einen der berüchtigten Singapur-Schauer. Nachdem ich schon einige Zeit gewartet hatte, wollte ich nicht zu spät zur Arbeit kommen und machte mich mutig mit einem Schirm bewaffnet auf den Weg. Der sich leider, obwohl nicht gerade klein, mehr als Accessoires herausstellte als alles andere. Als ich unten an der Straße ankam, war ich schon sehr nass, ein Taxi war weit und breit nicht zu sehen, also machte ich mich schnellstens auf den Weg zur MRT. Die Straße erinnerte mich an den Untergang der Titanic. Mit Pfützen, so groß wie Swimming Pools!
Ich war glaube ich auch die einzige, die sich auf den Weg machte. An "Little India" angekommen, fühlte ich mich wie der begossene Pudel. Manchmal kann der Weg echt lang sein!
Das Wetter war Haarstreubend und natürlich hörte es 10 Minuten später auf! Genial!
Wenn es regnet ist es heiss, wenn es nicht regnet, ist es schwül und heiss. Damit es nicht langweilig wird, kühlen die Singapurer die Räume innen auf angenehme Kühlschranktemperaturen von 18°C und mittlerweile hat hier sogar schon eine Ice Bar eröffnet! Da hat es innen 0°C. Wenn man Winterklamotten trägt kostet es dafür auch keinen Eintritt!
Die Singapurer haben für mein Verständnis echt ein ziemlich gestörtes Kälte/Wärme Empfinden!
Aber egal ob kalt oder warm, Durians stinken immer. ;-)
Irgendwann jedenfalls werde ich meinen Ekel davor hoffentlich noch überwinden… Aber ich habe ja noch ein paar Monate Zeit.
Manche Leute verabscheuen sie, manche Leute können ihr nicht widerstehen.
Umso mehr wuchs meine Neugier auf Jakarta.
Nach der Landung, suchten wir den wenig einladenden Flughafen nach Lisa ab, ohne Erfolg.
Ein Indonesier lieh uns sein Handy und wir fragten nach. Der Taxifahrer, der sie eigentlich zum Flughafen fahren sollte, hatte sie eineinhalb Stunden in die falsche Richtung gefahren! Ich meine sich zu vertun kann schon mal vorkommen, aber das Wort Airport sollte eigentlich verständlich sein!
Im Gegenzug wollte der Handy-Indonesier natürlich, dass wir uns für 25 US$ in die Stadt fahren ließen!
Nee, das ging dann wirklich nicht.
Der Fahrer hielt uns noch irgendeinen Zettel mit einer Preistabelle, die wir aber absolut nicht verstanden unter die Nase und erzählte geduldig was es damit auf sich hatte… auf Indonesisch.
OK, aber egal. Wir freuten uns immer noch und kamen eine Stunde später bei Lisa an.
Natürlich machte der Taxifahrer dann Stress, als wir ihm seiner Meinung nach zu wenig gezahlt hätten…
Lisas Wohnung ist sehr beeindruckend, luxuriös und groß. Wahnsinn. Wenn ich da an meine Bude in Singapur denke… OK, OK, sie ist völlig in Ordnung für meine Ansprüche, aber ich hätte auch gegen so ein tolles Apartment (in Singapur allerdings!!!) nichts einzuwenden gehabt!
Nachdem wir es uns auf dem Balkon bei Wein gemütlich gemacht hatten, verquatschten wir uns natürlich gleich und kamen erst um 3 Uhr früh ins Bett. Machte nix, da wir ja erst vier Stunden später aufbrechen würden…
Lisa warnte uns, dass wir sowieso um halb fünf den Moscheen Beter (oder sollte ich eher Falsch-Singer sagen?) hören würden. Das Gebetshaus erschien mir aber weit genug entfernt, außerdem war ich SO müde, dass ich mir sicher war nichts zu hören.
Um Punkt 4:30 Uhr Jakarta Ortszeit stand ich fast senkrecht im Bett und wollte den Eindringling verscheuchen, der vor mir stand und mich mit einem Megaphon anplärrte. Das war mein Traum zu den Gebeten, die durch alle Wände gingen. Mal ganz von dem Lärm abgesehen, muss man dazu sagen, dass dieser Beter nicht wirklich die beste Stimmlage hat und keinen Ton halten konnte.
Oh mein Gott! Und das fünfmal am Tag!
Lisa meinte man würde sich daran gewöhnen, aber was zuviel ist ist zuviel. Wenn ich dann daran denke, dass sich manche Leute in Deutschland schon über Kirchenglocken beschweren. Die sollten echt mal einen Abstecher hierher machen!
Nach ca. 20 Minuten Ohrenqualen konnte ich dann weiterschlafen.
Wir wurden pünktlich von unserem persönlichen Guide abgeholt und machten uns auf zum Gede Pangrango National Park.
Gleich anfangs bekamen wir einen großen Karton mit Frühstück, was uns sehr gelegen kam, da wir keine Zeit mehr hatten etwas zu essen. Es gab Reis mit Hühnchen in Blätter gewickelt. Sehr, sehr gut!
Drei Stunden später - ich hatte natürlich die ganze Fahrt verschlafen, nur ab und zu war ich mal in der Lage die Augen für die tolle Landschaft zu öffnen – kamen wir an.
Die Luft war eine reine Wohltat nach dem Smog in Jakarta.
Auch im Gegensatz zu Singapur erschien sie hier mal wieder richtig frisch und es hatte angenehme, schätzungsweise 25°C.
Auf einem Modell des Berges zeigte uns unser Führer, wohin wir gehen würden und wir stellten uns auf einen lockeren Spaziergang ein. Im Allgemeinen sollen die Indonesier ja auch ein gemütliches Volk sein, dass es mit der Schnelligkeit nicht übertreibt. Tja, es gibt eben auch immer Ausnahmen.
Ich schätze mal, dass er sich die ganze Zeit fragte, wie europäische Frauen nur so langsam durch die Gegend dackeln können…
Aber er hat immer schön brav auf uns gewartet und zumindest nicht mit den Augen gerollt. Falls doch, haben wir es wenigstens nicht bemerkt.
Der Weg war extrem uneben mit vielen großen Steinen. Aber den Indonesier an sich schreckt so was grundsätzlich nicht ab! Der erklimmt schon mal nur mit Flip Flops den Berg. Und überhaupt? Wozu braucht man eigentlich Schuhe dazu, wenn es auch Barfuss geht?! Hallo?
Mir taten die Füße schon mit festem Schuhwerk weh und ich musste aufpassen wohin ich trete ohne meinen Stolpercounter auf 5 zu erhöhen!
Ansonsten wurden wir natürlich angeschaut, als wären wir vom anderen Stern.
An unserer ersten Station, dem Telga Biru (Blauer See), angekommen, mussten wir erstmal sehr abenteuerlich über einen Steg laufen, dessen beste Tage schon längst gezählt waren! Viele Bretter waren nicht mehr wirklich in einer waagerechten Position, wenn sie überhaupt noch vorhanden waren.
OK-LA, nicht runterschauen und vor allem nicht ausrutschen! Glitschig war es nämlich auch noch.
Der See war aber wirklich sehr, sehr schön. Wobei er seinem Namen absolut nicht gerecht wird. Die Grünfärbung ist wohl wetterbedingt zustande gekommen.
Weiter ging es zu den Cibereum waterfalls. Oben angekommen waren wir schon etwas am Ende und stürzten uns bei dem herrlichen Anblick von drei Wasserfällen auf den Rest des Frühstücks. Unser Guide hatte noch Maracuja gekauft. Wir waren zuerst gar nicht sicher, welche Frucht er in der Hand hielt. Immerhin kenne ich das nur als Bild auf einer Tetrapackung.
Erstmal war ich auch total ratlos wie man sie überhaupt isst. Ich musste unwillkürlich an meine Oma denken, als sie mir erzählte, wie sie damals die Bananenschale mit dem Messer öffnen wollte, als sie sie zum ersten Mal sah.
Hmmm, konnte ich in dem Moment absolut nachfühlen!
Eine Maracuja schmeckt ganz als der Saft. Außerdem war es eine kleine Überwindung, das Fruchtfleisch aus der Schale zu schlürfen. Es sah doch sehr unappetitlich aus. Der Geschmack war aber genial.
Nach vielen Bildern, Seufzern und noch mehr neugierigen Blicken der Indonesier, verabschiedeten wir uns schweren Herzens von der Naturschönheit.
Der Abstieg war fast noch schwieriger und wir waren sehr froh, als wir unten ankamen.
Es war kurz nach Mittag, als wir uns in den Botanischen Garten aufmachten. Was für eine Anlage!
Ich fand den Singapurischen ja schon sehr schön. Aber dieser war noch um einiges prächtiger und größer. Er war gepflegt und vor allem unglaublich weit! Wir liefen lange und schließlich konnten wir nicht mehr und setzten uns an einen See und genossen die Stille und die Luft.
Etwas erholt machten wir uns auf den Rückweg und zum Van.
Es ging nach kurzer Fahrt zur Taman Safari. Das war für mich absolute Premiere. Wir fuhren mit dem Auto durch den Zoo! Die Tiere liefen völlig frei rum. Wer lebensmüde genug gewesen wäre, hätte sogar einen Löwen streicheln können und mehr als ein Tier steckte seinen Kopf neugierig an unser Fenster.
Es war beeindruckend. Andererseits fragte ich mich, wie oft ein Tier wohl schon angefahren wurde. Manche Autos waren eindeutig zu schnell unterwegs.
Nachdem wir Elefanten noch den Rüssel schütteln durften, ging es zurück zur Big Durian.
Ausgehungert, brachte uns Lisa noch zu einen sehr guten Italiener bei dem wir den Abend bei einem tollen Essen, Wein und wundervoller Gitarrenmusik, live von einem eigens dafür Angestellten gespielt, ausklingen ließen.
Der nächste Tag ging wieder früh los. Diesmal wachte ich, bevor der Hahn zu krähen beginnt, zwar noch kurz auf, war aber zu K.O. um mich darüber überhaupt nur gedanklich zu beschweren.
Morgens geisterte dann schon Lisas gute Fee, auch Maid genannt, durch die Räume und zauberte uns ein hervorragendes Omelett. Also solche Vorzüge liegen schon oberhalb der Neidgrenze.
Was ich Lisa aber von Herzen gönne, nachdem ich „ihre“ Stadt an diesem Tag näher kennen gelernt habe.
Jakarta ist ein Drecksloch. So skurril und absurd, dass es fast schon wieder Anziehungskraft hat.
Wie konnte das Land nur so schön sein und so eine Hauptstadt haben?
Wir machten uns auf in den Osten zum Taman Mini Indonesia Indah. Das ist eine Art Freizeitpark, in dem alles dargestellt wird, was das Land ausmacht, Kultur, Kunst, Häuser, Bauten und Tiere. Jede der Inseln hat einen eigenen Bereich, der die markanten Dinge des jeweiligen Teiles beinhaltet. Der Park war wirklich eine schöne Idee und sehr interessant. Da Sonntag war, wimmelte es nur von Indonesiern.
Jeder Einwohner muss übrigens umgerechnet ca. 100 € zahlen, wenn er das Land verlassen will. Dementsprechend machen viele Leute nicht woanders Urlaub, da sie es sich schlichtweg nicht leisten können.
Ganz Indonesien wurde auf einem großen künstlich angelegten See mit den Inseln dargestellt.
Mit der Seilbahn schwebt man über den Park und kann sich einen guten Überblick verschaffen.
Das hört sich jetzt toll, an, die Gondeln sahen aber wenig vertrauenserweckend aus und ich wollte mir die zur Reperatur anstehenden gar nicht näher anschauen. Auf jeden Fall war klar: Nicht gegen die Tür lehen – am besten gleich die Hände davon wegnehmen!
Am besten gefiel mir Bali mit den Tempeln. Das steht auch noch ganz oben mit auf meiner „Must-See-Liste“ bis Dezember.
In einem kleinen Reptilienpark berührte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Schlange. Aber nicht irgendeine, nein es musste gleich ein Riesenexemplar sein, das ich mir um den Hals hängen ließ.
Aber es war ein angenehmes Gefühl. Gar nicht glitschig oder kalt, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.
Nachdem wir noch das Nationalmonument gesehen hatten, begann ich den Verkehr immer faszinierender zu finden. Es war unglaublich, wie was man auf einem Mofa neben Personen noch so alles transportieren kann.
Unser absolutes Highlight war ein Beifahrer mit rechts und links je einen Fahrradreifen und auf dem Kopf (!) ungefähr vier Hocker sitzend. Tja, so können „Schutzhelme“ in Indonesien aussehen! ;-)))
Ansonsten musste ich schon das eine oder andere Mal die Augen schließen und hörte es in Gedanken schon krachen.
Was mir wirklich zu schaffen machen würde, müsste ich hier leben, wäre die Tatsache hier nicht mal öffentliche Verkehrsmittel nutzen zu können. U-Bahn gibt es nicht. Die Busse haben keine Tür und anscheinend nicht mal eine richtige Haltestelle. Man wird von irgendjemand „herein gezogen“. Laufen ist schon gar nicht drin, zu viel Smog, zu gefährlich, zu viel Verkehr. Immer nur mit dem Taxi unterwegs zu sein, noch dazu ohne die Gewissheit immer da anzukommen, wo man hin möchte, wäre nichts für mich.
Die nächsten Punkte auf unserer Stadtrundfahrt waren zwei Museen und schließlich Chinatown.
Das war das erschreckendste, was ich je gesehen habe. Die Menschen lagen buchstäblich im Müll und aßen dort noch. Fotos wollte ich nicht machen, zu schockierend war der Anblick.
Die Bilder der Armut und des Elends in diesen Vierteln haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Der Gestank der Durian schoss mir durch den Kopf! Welch ein Vergleich!
Dann der Hafen. Das Wasser war mehr Kloake als alles andere! Die dort ankernde Schiffe wurden be- und entladen von dunklen vermummten Arbeitern mit - wie sollte es auch anders sein (?) - Flip Flops. Ansonsten waren kaum Leute da.
Die Blicke, die man uns zuwarf waren auch mehr als unangenehm.
Jetzt bemerkte ich erst richtig, wie anders Jakarta doch war. Nicht nur wenn ich an Europa dachte, vor allem aber an Singapur.
Klar wurde mir auch, dass ich an diesen zwei Tagen nur zwei andere westliche Frauen zu Gesicht bekam. Auch westliche Männer waren sehr spärlich gesäht. Ich glaube den letzten hatte ich am Flughafen aus dem Blick verloren.
Nach dem Schock ließen wir die Eindrücke des Wochenendes im wundervollen Café Batavia setzen.
Es ist noch richtig im Kolonialstil erhalten und die Karte ist auf der Rückseite von Bilderrahmen gedruckt, die die Holzbalken zieren. Originell.
Das Essen und der Cappuccino waren hervorragend und wir stießen auf ein wirklich erlebnisreiches Wochenende an.
Ich war erleichtert wieder im Flugzeug zu sitzen. Seit der letzten Reise habe ich immer das Gefühl „nach Hause“ zu kommen, wenn ich wieder in Singapur bin. So schön wie die Reisen in Süd-Ostasien doch sind, ich bin immer wieder froh in das „Kinderparadies“ zurückzukehren. ;-)
Lächelnd fuhr ich mit der MRT zurück nach Bugis, gönnte mir ein Taxi heim und war total froh, mich wieder frei bewegen zu können.
Singapur ist Asien Light.
Entweder man liebt es oder man hasst es. Ich habe mich längst für ersteres entschieden. Die Singapurer sind stolz auf ihren Stadtstaat und das können sie meiner Meinung nach auch sein.
Singapurer sind aber auch selbstkritisch und machen Witze über sich selbst (natürlich darf man als Fremder keinesfalls mitlästern!!!). Z.B. mußte ich über den Artikel einer Zeitung amüsieren:
"Singapore - A nation of plastic bag junkies?"
Man bekommt hier wirklich bei jedem Einkauf nicht nur zwei Tüten, sonder mindestens fünf. Alles wird extra verpackt, der Käse zusammen mit der Milch, das Brot mit den Keksen, Getränke sowieso noch mal gesondert. Laut der Zeitung ist der Verbrauch der
Singapurer pro Kopf sogar um einiges höher als in den USA.
Als ich heute vom Plaza Singapura durch den kleinen Park zurück zu meiner Wohnung lief dachte ich darüber nach, wie schön die Stadt doch ist, eine kleine Oase.
Ich genoss die Stille und zumindest etwas kühlere Luft, als die Ruhe durch einen Singapurer, der gerade, als er an mir vorbeilief seine „Atemwege reinigte“ (für alle die es nicht wissen, was das bedeutet: richtig schön seinen Rotz von den tiefsten Winkeln hervorziehen und durch die Mund ausspucken) ein jähes Ende nahm.
Schmunzelnd lief ich weiter.
Asien bleibt Asien! ;-)